NEIN! In eigener Sache

Samstag, 28.03.2020

Der Frühling ist da, der Bulli hat eine Ganzjahreszulassung und dank eines neuartigen Virus mit der etwas umständlichen Bezeichnung SARS-CoV-2 hat Didi gerade sehr viel Zeit und Langeweile. Und wie immer Lust, die Welt zu entdecken. Genauso wie es derzeit tausenden Bulli- und Wohnmobilbesitzern in der Republik, in Europa und der ganzen Welt ergeht. Und wie so viele andere ist auch der Didi ziemlich sicher – wenn auch nicht 100%ig überzeugt -, erstens das umgangssprachlich wahlweise nach der Sonne, einer mexikanischen Biermarke oder eines Modells des japanischen Autoherstellers Toyota benannte Corona-Virus (noch) nicht in sich zu tragen und zweitens nicht zu einer der durch das Virus gefährdeten Risikogruppen zu gehören.

Berlin oder Weitewelt?

Berlin oder Weitewelt? NEIN!

In etlichen Ländern weltweit haben die Regierungen zur Eindämmung des garstigen Virus bereits strikte Ausgangssperren verhängt, viele Grenzen auch innerhalb der EU sind vorübergehend für den Reiseverkehr geschlossen worden und das Leben steht buchstäblich still. Bei uns in Deutschland sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie ebenfalls unübersehbar und allgegenwärtig: Bis auf die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sind sämtliche Geschäfte auf Anordnung geschlossen, der Unterricht an Schulen aller Art ist vorübergehend ausgesetzt, Cafés, Bars, Restaurants geschlossen und Menschenansammlungen von mehr als zwei Personen zur Zeit nicht gestattet. Beherbergungsbetriebe wie Hotels und eben auch Campingplätze sind ebenfalls bereits per Verordnung geschlossen.

Hamburg hinter Gittern

Alternative: Stadt hinter Gittern (Hamburg). NEIN!

Dennoch handelt die deutsche Regierung mit Augenmaß und einem großen Vertrauen in die Bevölkerung, indem sie die persönliche Bewegungsfreiheit nicht per Dekret – wie in einigen unserer Nachbarländer bereits geschehen – ausser Kraft setzt. Bislang fußt das Vertrauen in einem Appell: Von nicht notwendigen Fahrten ausser zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen, zur medizinischen Versorgung oder sonstiger triftiger Gründe möge bitte Abstand genommen werden. Spaziergänge an der frischen Luft und sportliche Betätigungen wie das Fahrradfahren sind nach wie vor geduldet, die Zusammenkunft von mehr als zwei Personen am selben Ort, wenn es sich nicht um Familienmitglieder oder Lebenspartner handelt, ist jedoch per Gesetz ohne Wenn und Aber bereits untersagt. Dazu zählt unter anderem auch ein Picknick im Park. Auch zu zweit.

Darf ich dennoch mit meinem Bulli und meiner Familie einen Tagesausflug an den Baggersee unternehmen?

Die ganz klare moralische Antwort ist NEIN!

Auch Didi hat sich seine Gedanken gemacht, denn alleine mit dem Bulli die Republik bereisen, weil man bis mindestens Ende April ziemlich sicher die Arbeit nicht wieder aufnehmen können wird, ist mehr als verlockend. Auf Campingplätzen kann man sich wunderbar aus dem Weg gehen, das Infektions- und Übertragungsrisiko ist dort mehr als gering. Das Wetter ist super, der erste Sonnenschein dieses Jahr. Soll ich losfahren? Die Antwort lautet auch hier definitiv: NEIN!

Familienausflug in den Hamburger Hafen. NEIN!

Familienausflug in den Hamburger Hafen. NEIN!

Das Ganze hat nicht nur einen ernsten gesundheitlichen Hintergrund, sondern in noch viel höherem Maße einen Moralischen: Die Regierung hat mich, hat meine Nachbarn und alle Menschen, die in dieser Republik leben, GEBETEN, auf nicht notwendige Reisen und Fahrten zu verzichten. Dafür bleibt die Freiheit des Spazierganges und des Frische-Luft-Schnappens erhalten, was in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich ist. Natürlich kann ich meinen Ego-Trip über meine lieben und nicht so lieben Mitmenschen stellen und mein Ding durchziehen: Den Ordnungskräften, die vielerorts lokal erlassene Reisebeschränkungen überprüfen sollen, mehr Arbeit bescheren. Meinen Mitmenschen zeigen, dass ich etwas Besseres bin, weil ich eine Zweitwohnung auf Rädern habe und die eben nicht. Eine staatlich verhängte Ausgangssperre zu provozieren, weil ich der Bitte der Regierung möglichst zu Hause zu bleibe nicht nachkomme, worunter 81 Millionen andere Menschen in diesem Land letztendlich noch mehr leiden müssten.

Deshalb NEIN!

Ich bleibe zu Hause, der Bulli bleibt zu Hause!

Die traditionelle Saisoneröffnung in Großbritannien über Ostern ist bereits seit Wochen abgesagt, sämtliche Pläne für den Sommer über Bord geworfen. Das macht traurig, das Herz weint, aber der Verstand weiß, dass das die einzig richtige Entscheidung ist. Denn der Verstand weiß um die derzeitige Wichtigkeit der Verlangsamung der Ausbreitung von des Virus. Und der Verstand weiß auch, dass es in ein paar Monaten, spätestens aber nächste Saison wieder losgehen kann. Und dann vermutlich bewusster und intensiver als je zuvor.

Bulli-Tour im Herbst: Schloß Wotersen

Herbsttour mit dem Bulli? Vielleicht.

Unverständlich und unerantworltlich sind leider die nach wie vor andauernden Fragen in Camping- und Bulligruppen in sozialen Netzwerken, ob jemand einen Campingplatz kenne, der noch geöffnet habe, ob man wohl mit der Familie für ein paar Stunden an den See fahren dürfe und eine damit einhergehende „Alles egal“-Haltung. Welchen Teil von „#zuhausebleiben“ habt Ihr auf Eurem Egotrip nicht verstanden? Es geht hier nicht um Euch, es geht hier um uns alle. Warum sollten die Regeln und Appelle ausgerechnet für EUCH nicht gelten? Aus welchem Grund sind inzwischen sogar Spielplätze geschlossen? Ganz sicher nicht, weil Euch jemand ärgern möchte, sondern weil es darum geht, Menschenleben zu retten. Leben von Menschen aus der Generation Eurer Eltern genauso wie die Leben Eurer Freunde und Eurer Familie. Nicht immer muss eine Vorerkrankung ausschlaggebend für eine intensivmedizinische Behandlung sein, manchmal sind Vorerkrankungen nicht einmal bekannt. Nicht bei Euch, nicht bei den Freunden, die Ihr unbewusst anstecken könntet.

Sonnenuntergang am Dockland

#stayathome #flattenthecurve

Jede(r) einzelne von uns kann dazu beitragen, die Kurve flach zu halten und somit Menschen, bei denen ein Krankheitsverlauf mangels noch nicht vorhandener Gegenmittel lebensbedrohlich verlaufen kann, die Überlebenschance und die Chance auf bestmögliche Behandlung zu ermöglichen. Man kann natürlich auch einfach nur seinem Ego-Trip fröhnen, dessen Konsequenzen am Ende man nicht nur selbst, sondern die Allgemeinheit zu tragen hat. Aber wundert Euch bitte nicht, wenn Ihr mit Eurem Verhalten bei den meisten rational denkenden Menschen auf keine große Gegenliebe stoßt.

Passt auf Euch auf, haltet durch und bleibt gesund,

Euer Didi

#stayathome #flattenthecurve

One Reply to “NEIN! In eigener Sache”

  1. Pieter

    Hallo Didi,

    auch ich NL Bullifahrer bedauere die Massnahmen der Regierung; auch ich habe allerdings volles Verständnis dafür.
    Mehr Zeit um deine nette Reiseberichte zu lesen !
    Schöne Grüssen,
    Pieter

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