Sommerliches Kent
Donnerstag, 02.04.2015
Wie herrlich, wenn man im Urlaub ausschlafen kann. Um 10 sind wir eigentlich alle von selber wach, und so werden die Duschen mit den fürchterlich vielen Armaturen ausprobiert. Der obere Regler regelt die Temperatur, der Mittlere ebenfalls und zusätzlich die Intensität des Wasserstrahls und der dritte Knopf macht irgendwie gar nichts. Egal, schön heiß ist sie auf jeden Fall.
Auf der Suche nach Frühstück gilt es, die nähere Umgebung zu erkunden. Wir sind extra einen Tag früher gestartet, um noch ein wenig mehr von England zu sehen als nur die Autobahn.
Der nächste Ort, durch den wir kommen, heißt Chilham. Ein sehr kleines Dorf mit sehr kleinen, sehr alten Häusern. Ein Ort, an dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
Auf dem Dorfplatz vor dem Herrenhaus stellen wir das Didimobil ab, um den Ort zu Fuß zu erkunden. Sofort sticht uns Shelly’s Tea Rooms ins Auge, wo wir zu einem sehr leckeren Frühstück einkehren und pappsatt wieder herauskommen.
Die Kirche aus dem 15. Jahrhundert ist vom Baustil her typisch für viele Englische Dörfer, auf dem Friedhof befinden sich nach wie vor Grabsteine aus dem frühen 18.Jahrhundert.
Weiter geht es die Hauptstraße entlang, welche hier ganz schlicht The Street heißt, vorbei an knapp 300 Jahre alten Häusern. Ohne die parkenden Autos wäre lediglich die original englische Telefonzelle ein Beweis dafür, dass Zeitreisen doch noch nicht erfunden wurde.
Das Wetter zeigt sich inzwischen von seiner schönsten Seite, und so entscheiden wir uns, noch einen Ausflug zu den berühmten Kreidefelsen von Dover zu unternehmen.
Den Besuch des Dover Castle sparen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes: 24,-€ Eintritt pro Person empfinden wir doch mehr als abschreckend; wir wollen das alte Gemäuer schließlich nur besichtigen, nicht gleich kaufen.
Stattdessen fahren wir noch zum Samphire Hoe, einem künstlich aufgeschütteten Betonwall aus Aushub des Kanaltunnels. Erinnert ein wenig an sozialistische Einheitsbaustrukturen.
Das Wetter ist noch immer sommerlich, darum beschließen wir, zum Abendessen zu grillen. Grillfleisch gibt es an der – ziemlich verlassenen – Frischfleischtheke eines Superstores. Frisch vom schottischen Hochlandrind, mit Marinade zum Selbstanrühren. Sieht lecker aus, schmeckt hervorragend (selten so ein leckeres Stück Fleisch gegessen) und ist am Ende genauso teuer wie der Eintritt ins Dover Castle. Für den Rest der Reise haben wir zum Glück noch Wasser und Brot. 😉
Gut gesättigt gehen wir am Abend erneut auf ein Bier in „unseren“ Pub von gestern. Ein sehr familienfreundlicher Pub, gibt es dort doch haufenweise Gesellschaftsspiele für alle Altersklassen. Unsere Beachtung findet ein Spiel namens Crazy Camper, bei dem lustige Campingszenen à la „Tetris“ auf einem Spielbrett angeordnet werden müssen. Laut Anleitung gibt es 32 verschiedene Lösungen, zu dritt finden wir innerhalb von etwa einer Stunde keine einzige Lösung… 🙁
Hamburger Wetter auf dem Weg nach Nottingham
Freitag, 03.04.2015
Heute heißt es früh aufstehen, denn unser englischer Freund Brandyman hat uns Karten für das britsche Zweitliga-Fußballspiel Nottingham Forest gegen Wolverhampton Wanderers besorgt, welches um 16 Uhr beginnen soll. Von unserem Campingplatz bis zum mir bereits bekannten Campingplatz Thornton’s Holt in Nottingham sind es etwa 300km oder knapp fünf Stunden mit dem Didimobil.
Die Fahrt über die Dartford Crossing verläuft erneut staufrei und bis etwa 100km vor Nottingham haben wir freie Fahrt. Da das Reststück der M11 kurz vor dem Übergang in die M1(M) gesperrt ist, fahren wir kurzerhand von der Autobahn herunter. Kein guter Plan, wie sich kurz darauf herausstellen soll, denn wir haben eine Gegend erreicht, in der selbst die Google-Maps-Trulla nicht mehr weiter weiß und uns in eine sehr schmale Sackgasse führt. Natürlich nicht, ohne alle paar Sekunden zu verkünden, man möge in 50 bis 100 Metern wahlweise mal links, mal rechts abbiegen, ohne dass es überhaupt von dem Sträßchen abzweigende Wege oder gar Pfade gibt.
Um 15 Uhr checken wir auf dem Campingplatz ein. Das Didimobil wird lediglich auf den vorgebuchten Platz gestellt, der Landstrom angeschlossen und direkt zur Bushaltestelle gegangen, wo alsbald der Bus Richtung Innenstadt kommt. Gerade rechtzeitig erreichen wir das Stadion, treffen uns mit dem Brandyman und bekommen unsere Karten. Wir haben Plätze in einem der „aufmüpfigen“ Supporterblöcke, sodass wir sogar trotz absolutem Verbot über weite Teile des eher kreisklassigen Spieles stehen können, was uns durchaus gefällt.
Nach dem Spiel fahren wir sofort zurück zum Campingplatz, machen uns kurz frisch und wechseln die Klamotten von Fußball auf Eishockey. Um 19 Uhr kommt unser Freund Dean und hilft uns bei der Zubereitung von knapp 10 Litern Mexikaner, bei den Engländern besser bekannt als „Spicy Tomato“. Eigentlich mögen sie keinen Mexikaner, finden den jedoch so abartig, dass sie ihn trotzdem in Massen trinken und ganz toll finden. Komisches Völkchen. 😉
In der Stadt angekommen, werden unsere Schnapsbestellungen an die entsprechenden Leute in den unterschiedlichsten Pubs verteilt, bis wir schließlich in dem „Stammpub“ neben der Eishockeyhalle, dem Castle Inn (heute The Nottingham Legend) landen, für den der Mexikaner bestimmt ist. Hier treffen wir auch auf die restlichen vier Hamburger und ein illustres Partyvolk von Eishockeyfans aus ganz Großbritannien.
EIBL-Playoffs, Halbfinale
Samstag, 04.04.2015
Der heutige Samstag steht ganz im Zeichen des Eishockeys. Das Team unserer Freunde, die Nottingham Panthers, haben den Einzug in die Playoffs leider nicht erreicht, sodass während der beiden Halbfinalspiele eigentlich Vieles interessanter ist als das Spiel selber, aber so ergeht es den Fans von sechs von insgesamt zehn Mannschaften, die ebenfalls schon langfristig gebucht hatten, aber die Playoffs nicht erreichten.
Der Abend ist sehr feucht-fröhlich und endet mitten in der Nacht in einer Karaoke-Bar. Engländern ist auch nichts peinlich. 😉
EIBL-Playoffs, Finale
Sonntag, 05.04.2015
Heute finden das Spiel um Platz drei sowie das Finalspiel der britischen Eishockey-Playoffs statt. Bei Ersterem ist die Halle gerade einmal zur Hälfte gefüllt; halb Nottingham scheint noch in Sauer zu liegen. Das Finalspiel am Nachmittag ist wieder besser besucht; da die beiden Finalisten jedoch nicht gerade zu den auf der Insel beliebtesten Teams gehören, sind Laola-Wellen und aufblasbare Flugzeuge in weiten Teilen das eigentliche Highlight des Spiels.
Abends geht es wie gewohnt in den Pub und anschließend noch einmal zum Chinese Karaoke. Gott sei Dank ist das Wochenende bald rum. 😉
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