Schottland 2018 – Teil 5: Isle of Skye

Isle of Skye

Sonntag, 15.04.2018

Heute Nacht war es kalt, gut, dass wir den Heizlüfter dabei haben. Aber kein Wunder, befinden wir uns doch auf der Isle of Skye auf einer Höhe mit der Südspitze Norwegens, rund 600 Kilometer nördlich von Hamburg. Dennoch stehen wir frohen Mutes auf, denn der Tag begrüßt uns mit Sonnenschein, beste Voraussetzung für eine Erkundung der Insel.

Morgenstimmung in Sligachan

Morgenstimmung in Sligachan

Zum Frühstück gibt es Kaffee und belegte Brote, der Pub öffnet erst gegen Mittag. Neben unseren Bullis haben es sich inzwischen ein paar Schafe gemütlich gemacht und schauen uns interessiert zu. Didi hatte bereits gestern eine alte Steinbrücke neben dem Pub entdeckt, und so macht er sich mit der Frau des Eilbekers auf eine kleine Erkundungstour, während der 300-Meter-Marsch für die Anderen zu viel des Guten am frühen Morgen wäre.

Alte Steinbrücke in Sligachan, im Hintergrund die Cuillin Hills

Alte Steinbrücke in Sligachan, im Hintergrund die Cuillin Hills

Auf den Cuillin Hills und dem Sgurr Alasdair, dem mit 992 Metern höchsten Berg der Insel, liegt noch Schnee, hier unten bemüht sich die Sonne merklich, die Temperaturen angenehm zu gestalten.

Die Isle of Skye ist mit 1656m² Fläche die größte Insel der Inneren Hebriden. Wir wollen heute gegen den Uhrzeigersinn den Nordteil der Insel erkunden; ein Nachbar von uns gibt uns den Tip, unbedingt zum ältesten Pub der Insel nach Stein zu fahren. Laut Karte könnten wir dort eine kleine Rast durchaus ins Auge fassen.

Portree

Portree

Bis nach Portree, der einzigen Stadt und gleichzeitig Hauptort der Insel mit rund 2.300 Einwohnern, sind es 15 Kilometer vom Campingplatz aus. Der Marktplatz ist sehr überschaubar, die Sonne hat bereits ein paar Menschen ins Freie gelockt. Im Sommer soll der Ort regelmäßig von Touristen überlaufen werden, jetzt im Frühjahr ist von Hektik oder geschäftigem Treiben noch nichts zu spüren.

Der kleine Hafen von Portree

Der kleine Hafen von Portree

Portree ist gälisch und bedeutet so viel wie „Hafen des Königs“. Der Hafen ansich ist, ähnlich wie die gesamte Stadt, sehr überschaubar. Entlang eines kleinen Piers reihen sich bunte, pastellfarbene Häuser, über welchen auf einer kleinen Anhöhe eine alte Kirche thront. Von der gegenüberliegenden Seite hat man einen schönen Blick auf das kleine Hafenbecken.

Mediterraner Baum?

Mediterraner Baum?

Wir setzen unsere Rundfahrt an der Ostküste fort, die Landschaft ist sehr karg und besteht größtenteils aus Hochmooren. An zwei kleinen Binnenseen vorbei erreichen wir nach gut 20 Minuten Fahrt den Old Man of Storr, eine bekannte Felsnadel im Norden der Insel. Zwei Stunden würde der Aufstieg ungefähr dauern, eingeplant hatten wir die Wanderung nicht. Wer rechnet schon mit Sommerwetter wie heute?

Im Hintergrund rechts der Old Man of Storr

Im Hintergrund rechts der Old Man of Storr

Eine Wanderung hinauf zum Old Man of Storr wäre ein Tagesausflug, wir haben jedoch nur einen Tag für die Erkundung der gesamten Insel eingeplant und so verzichten wir auf die Besteigung des alten Mannes und erklimmen lediglich eine kleine Anhöhe, von der aus man einen wunderbaren Rundumblick auf die gegenüberliegenden Inseln Raasay und Rona sowie das schottische Festland hat.

Rechts Raasay, links Rona, im Hintergrund das schottische Festland

Rechts Raasay, links Rona, im Hintergrund das schottische Festland

Wir fahren weiter gen Norden, die Straße eröffnet ab und an herrliche Blicke auf das blaue Wasser des Atlantiks, gepaart mit dem blauen Himmel und den kleinen Schönwetterwolken fühlt man sich fast wie am Mittelmeer. Kroatien vielleicht.

Küstenstraße

Küstenstraße

Zehn Minuten weiter nördlich befinden sich die Lealt Falls. Dieser 90 Meter hohe Wasserfall ist nur schwer zugänglich, dafür gibt es einen kleinen Wanderweg vom Parkplatz bis an die Steilküste, wo man einen guten Blick auf die Ruinen einer Diatomit-Fabrik hat.

Lealt Falls

Lealt Falls

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auf Skye eine kleine Feldbahn, mit der Diatomit vom Loch Cuithir hierher nach Invertote (so hieß die Industrieanlage hier) gebracht und vor Verschiffung Richtung Festland weiterverarbeitet wurde. Diatomit ist auch unter dem deutschen Namen Kieselgur bekannt und wird u.a. für die Herstellung von Dynamit, aber auch als Filterstoff oder Düngemittel verwendet.

Ruinen von Invertote

Ruinen von Invertote

Ruinen von Invertote

Ruinen von Invertote

Ruinen von Invertote

Ruinen von Invertote

Einen weiteren, weitaus bekannteren Wasserfall gibt es fünf Kilometer weiter nördlich. Hier am Kilt Rock stürzt der Mealt Falls 55 Meter senkrecht in den Atlantik. Bei starkem Wind ist der Wasserfall bekannt dafür, „bergauf“ zu fließen, indem er vom Wind während des Sturzes mit aller Kraft zurück nach oben auf das Land geweht wird.

Kilt Rock mit Mealt Falls

Kilt Rock mit Mealt Falls

Loch Mealt

Loch Mealt

Es ist inzwischen 14 Uhr, und wir haben noch so viele Dinge auf dem Zettel, die wir uns anschauen wollen. Daher kürzen wir die Route nach Uig über den Quiraing Pass ab. Die einspurige Passstraße erspart einen  Umweg entlang der Küstenlinie von gut zehn Kilometern und bietet fantastische Ausblicke über die Insel.

Fahrt über den Quiraing Pass

Fahrt über den Quiraing Pass

Quiraing Pass mit Blick nach Südosten

Quiraing Pass mit Blick nach Südosten

Der Pass ist erstaunlich viel befahren, im Sommer mit den ganzen Touristenmassen ist es ganz sicher nicht angenehm, hier zu fahren. Auf der anderen Seite bietet der Pass schöne Ausblicke auf Uig und Loch Snizort.

Blick auf Loch Snizort

Blick auf Loch Snizort

Vom kleinen Ort Uig mit seinen gut 200 Einwohnern verkehren regelmäßig Fährschiffe auf die Äußeren Hebriden nach Lochmaddy auf Nord-Uist und Tabert auf Harris.

Der Hafen von Uig

Der Hafen von Uig

Auf der Landkarte von Google Maps ist südlich von Uig ein Ort mit dem Namen Peinlich eingezeichnet. Solche Ortsnamen kann sich das Didimobil nicht entgehen lassen, und wenn man schon mit einer Horde „positiv Bekloppter“, wie Eishockeyfans sich gerne selber nennen, unterwegs ist, darf ein Selfie mit allen sechs Schottlandfahrern und dem Ortsschild natürlich nicht fehlen.

Peinlich, Isle of Skye, Schottland

Peinlich, Isle of Skye, Schottland

Die Streusiedlung Peinlich liegt am Ende einer Sackgasse und besteht aus ungefähr 15 Häusern und einer Telefonzelle. Einzig ein Ortsschild gibt es dort nicht. Das ist peinlich. 🙁

So fahren wir unvollrichteter Dinge weiter nach Stein. Das kleine Dorf am Loch Bay besteht aus gut einem Dutzend Häusern, davon ein Restaurant und ein Gasthaus. Wir parken die Autos am Ende der Sackgasse und gehen zum ältesten Pub der Insel, dem Stein Inn aus dem 18. Jahrhundert.

Stein InnStein Inn, ältester Pub auf Skye

Stein Inn, ältester Pub auf Skye

Noch schient die Sonne, ein paar Gäste sitzen vor dem Pub und genießen das Wetter. Im Vorgarten stehen erneut ein paar schottische Hochlandpalmen, jedenfalls nennen wir sie so, denn (wilde?) Palmen sind tatsächlich das Letzte, was wir in Schottland vorzufinden glaubten.

Schottische Hochlandpalmen vor dem Stein Inn

Schottische Hochlandpalmen vor dem Stein Inn

Es ist bereits 16 Uhr, wir stärken uns im Stein Inn bei einer Tasse Kaffee und einem mächtigen Stück hausgemachten Kuchen, während draußen langsam wieder Wolken aufziehen. Das Wetter hier oben auf Skye ist alles andere als stabil.

Ein „Geheimtip“ soll der Coral Beach am Ende der benachbarten Landzunge sein, 20 Kilometer sagt Google und dann noch zwei Kilometer Fußweg. Um 17.30 Uhr erreichen wir den kleinen Parkplatz, von hier sind es laut Ausschilderung 1,8 Kilometer bis zum Coral Beach. Wir nehmen dicke Pullover und die Regenjacke mit, das Wetter ist inzwischen alles andere als sommerlich.

Unser ganz persönlicher Hadrians Wall

Unser ganz persönlicher Hadrians Wall

Ein Wanderweg führt vom Parkplatz zuerst hinunter ans Wasser des Loch Dunvegan, kurze Zeit später wendet er sich wieder landeinwärts über eine kleine Anhöhe, auf der wir eine Steinmauer überwinden müssen. Für den Laien macht diese betagte Mauer hier wenig Sinn, gibt es doch weit und breit kein Weidetier. Wir ernennen ihn ob seines sichtbaren Alters zu unserem persönlichen Hadrians Wall und können die Enttäuschung, den echten Wall nicht gefunden zu haben, somit wunderbar kompensieren.

Coral Beach

Coral Beach

Vor uns taucht nach dem Hügel plötzlich eine kleine Bucht mit fast weißem Sandstrand und leuchtend türkisfarbenem Wasser auf: Coral Beach.

Irgendwie unwirklich, da die benachbarten Buchten weder über den feinen Strand verfügen, noch das Wasser dort so schön hell und türkis schimmert. Außer uns sind noch eine Handvoll Besucher hier, im Wasser tummeln sich mehrere Seehunde. Zum Baden ist es definitiv zu kalt, sowohl vom Wasser her als auch von der Luft.

Coral Beach, Isle of Skye

Coral Beach, Isle of Skye

Rund zwanzig Minuten verweilen wir an diesem ungewöhnlichen Ort, genießen die Natur uns lassen uns den kühlen Wind um die Ohren wehen. Auf dem Rückweg zum Auto sehen wir noch weitere Seehunde im Wasser tollen und beobachten, wie sich der Himmel immer weiter verdunkelt.

Ein Blick zurück zum Coral Beach

Ein Blick zurück zum Coral Beach

Kaum am Auto angelangt, fängt es an zu regnen. Eine Stunde brauchen wir zurück zum Campingplatz in Sligachan, Essen gibt es im Pub nur bis 21 Uhr und es ist bereits halb sieben. Wir vertagen das restliche Programm auf eventuell morgen und fahren direkt zurück zum Campingplatz.

Im Pub essen wir lecker zu Abend (dieses Mal kein Steak… 😉 ) und lassen selbigen mit einer kleinen Whiskyprobe ausklingen.

Kleine Auswahl an schottischen Nationalgetränken

Kleine Auswahl an schottischen Nationalgetränken

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