Vor 20 Jahren gab es noch zahllose Fährverbindungen von (Nord)europa nach Großbritannien, doch mit dem Aufkommen der Billigflüge wurden mehr und mehr Verbindungen eingestellt. Wer heutzutage mit dem Auto, Bulli oder Wohnmobil auf die britischen Inseln reisen möchte, hat daher nur begrenzte Möglichkeiten, diese auf dem Seewege zu erreichen: Über den Ärmelkanal von Frankreich nach Südengland oder von den Niederlanden an die britische Ostküste. In den letzten vier Jahren habe ich mit dem Didimobil insgesamt fünf Mal nach England übergesetzt, und die nächste Fährpassage im April 2018 ist bereits gebucht. Doch worauf sollte man beim Buchen einer Englandfähre achten?
Die Fährrouten
Fährverbindungen nach England existieren vom französischen Calais bzw. Dünkirchen nach Dover, zusätzlich verkehrt ein Autozug von Calais nach Folkestone. Weitere Reisemöglichkeiten bestehen vom niederländischen Rotterdam/Hoek van Holland nach Harwich und Hull sowie von Amsterdam nach Newcastle. Aus Zeebrügge in Belgien verkehrt eine zusätzliche Fähre ebenfalls nach Hull.
Desweiteren gibt es einige Fährverbindungen von der Nordküste Frankreichs und der Bretagne nach Südengland, welche aufgrund der verhältnismäßig langen Anfahrt aus Deutschland eine eher untergeordnete Rolle für Englandfahrten spielen und daher hier keine Erwähnung finden.
Die Lage der Fährhäfen
Kilometermäßig ist die Anreise zu den niederländischen Fährhäfen aus Deutschland im Regelfall kürzer als zu den französischen Fähren am Ärmelkanal. Der Unterschied beträgt beispielsweise von Stuttgart aus rund 100 Kilometer, von Hamburg aus beträgt der Unterschied zwischen Amsterdam und Calais bereits ganze 300 Kilometer Fahrstrecke.
Die britischen Fährhäfen an der Kanalküste liegen rund 100 Kilometer südlich von Harwich und rund 400 Kilometer südlich von Hull. Auf dem Weg in die Midlands oder in den Norden sparen die Fähren nach Hull somit auf Hin- und Rückweg zusammen bis zu 1.500 Kilometer im Vergleich zu den Kanalfähren, bei Reisen Richtung Cornwall oder Wales sind die Unterschiede jedoch eher marginal. Lediglich bei Reisen nach Cornwall schneidet Hull mit einer rund 150 Kilometer größeren Entfernung schlechter ab.
Für Schottlandreisende bieten sich daher die Fährverbindungen nach Hull oder nach Newcastle (200km nördlich) an, die letzte Direktverbindung nach Edinborough wurde bereits Anfang der 2000er eingestellt.
Die Fahrzeiten
Die Kanalfähren benötigen je nach Route ungefähr 1,5 Stunden für die Überfahrt und verkehren mindestens einmal pro Stunde. Zusätzlich zu den Fähren gibt es eine Autoverladung per Zug durch den Kanaltunnel von Calais nach Folkestone. Die Fahrzeit hier beträgt 30 Minuten und die Züge verkehren tagsüber in einem Halbstundentakt, nachts in etwa stündlich. Zur Hauptreisezeit werden bis zu vier Abfahrten pro Stunde angeboten.
Von Hoek van Holland nach Harwich benötigt die Fähre rund sieben Stunden, es gibt eine Tagesüberfahrt (morgens ab Harwich, mittags ab Hoek) und eine Nachtfahrt.
Die Fähren nach Hull und Newcastle verkehren jeweils mit einem täglichen Fahrtenpaar über Nacht.
Die Kosten
Generell sind die Kosten für die Kanalüberquerung per Fähre geringer als die Kosten für die anderen Fährpassagen oder den Kanaltunnel. Bei Nachtfahrten gibt es auf den Strecken nach Harwich, Hull und Newcastle einen Kabinenzwang, der die Überfahrt erheblich teurer macht – im Gegensatz jedoch eine Übernachtung anderswo erspart.
Die Kanalquerung per Eurotunnel ist nachts rund 50,-€ teurer als die Fähre, tagsüber beträgt die Preisdifferenz bis zu 90,-€ oder mehr für die einfache Überfahrt.
Für eine Überfahrt nach Harwich kann man als Faustregel rund 75,-€ auf den Kanalfährenpreis aufschlagen, bei Nachtüberfahrten kommen noch einmal mindestens rund 50,-€ Aufpreis für die günstigste Kabine hinzu.
Die Nachtfahrten nach Newcastle sind inklusive günstigster Innenkabine rund 250,-€ teurer pro Strecke als die Kanalfähren und noch rund 125,-€ teurer als eine Nachtfahrt nach Harwich.
TIP: Euro oder Pfund?
Es empfiehlt sich auf jeden Fall, sowohl die britischen Seiten als auch die deutschen Seiten der Fährbetreiber zu vergleichen. Durch häufige Kursschwankungen zwischen dem Euro und dem Britischen Pfund spart eine Buchung in Pfund über die britischen Internetseiten oftmals ein nettes Sümmchen an Geld, welches dann für ein Essen oder etwas zu trinken auf den Fähren ausgegeben werden kann.
Weiterhin lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf saisonale Sondertarife oder Aktionsangebote auf den Webseiten der Fährgesellschaften und eventuell ein Abonnement der Newsletter. Das Didimobil hat beispielsweise im Januar von einer Halbpreis-Aktion von Stena-Line profitiert und zahlt für die einfache Tagesüberfahrt von Hoek van Holland nach Harwich in der Woche nach Ostern nur 82,-€, was in etwa den Kanalfährenpreisen entspricht, aber auf Hin- und Rückweg rund 1,5 Tankfüllungen bzw. 100,-€ an Diesel spart.
Nachfolgend ein grober Überblick über die Vor- und Nachteile bezogen auf das Didimobil, einem Wohnmobil mit einer Länge von <5m und einer Höhe von >2,5m. Die Überfahrt soll am Donnerstag nach Ostern stattfinden, Preise stand 23.02.2018.
Die Fähren im Überblick
Die Kanalfähren
P&O-Ferries (Calais – Dover): 68,-€
+ günstigste Überfahrt
+ häufige Abfahrten (23 tägliche Fahrtenpaare)– lange Anfahrt von Deutschland
DFDS Seaways (Calais – Dover, Dünkirchen – Dover): 70,-€
+ günstige Überfahrten
+ häufige Abfahrten (15 tägliche Fahrtenpaare ab Calais, 12 Fahrtenpaare ab Dünkirchen)
+ bedient sowohl Calais – Dover als auch Dünkirchen – Dover (spart bis zu 50 Kilometer Autobahn)– lange Anfahrt von Deutschland
LeShuttle (Autozug durch den Kanaltunnel, Calais – Folkestone): 162,-€
+ mindestens zwei Abfahrten pro Stunde
+ bei Verfügbarkeit vor Ort kostenlose Umbuchung auf einen früheren Zug– sehr hoher Fahrpreis
– kein gastronomisches Angebot an Bord
– miserabler Kundenservice und undurchsichtige AGB
Fähren nach Harwich
Stena-Line (Tagesfahrt, Hoek van Holland – Harwich): 136,-€
+ kurze Anfahrt von Deutschland
+ Nachtfahrt möglich (rund 65,-€ teurer durch Kabinenzwang)– lange Fahrzeit (rund 7 Stunden)
– nur eine einzige Tagesabfahrt
Fähren nach Hull
P&O-Ferries (Rotterdam – Hull): 312,-€
+ kurze Anfahrt aus Deutschland
– hoher Preis
– nur eine einzige Abfahrt (über Nacht)P&O-Ferries (Zeebrugge – Hull): 292,-€
° mittlere Anfahrt aus Deutschland
– hoher Preis
– nur eine einzige Abfahrt (über Nacht)
Fähre nach Newcastle
DFDS-Seaways (Amsterdam – Newcastle): 303,-€
+ ideal für Fahrten nach Schottland
+ kurze Anfahrt aus Deutschland– nur eine einzige Abfahrt (über Nacht)
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