Frankfurt

Frankfurt, Du hässliche Schöne

Finanzhauptstadt, Mainhattan, Europastadt – es gibt viele Beschreibungen für Frankfurt am Main, der mit 750.000 Einwohnern größten Stadt Hessens und fünftgrößten Stadt Deutschlands. Und eines hört man aus dem Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder: Frankfurt sei die hässlichste Stadt Deutschlands. Ein Moloch, dreckig, laut, übelriechend. Läge Mordor nicht bereits im Nordwesten Hamburgs kurz vor Pinneberg, den Beschreibungen meiner Freunde nach müsste sich der Eingang zur Hölle mitten in den Hochhausschluchten von Frankfurt befinden.

Mordor

Mordor 😉

Nun ist es aber auch so, dass diese Stadt mit der markanten Hochhaus-Skyline den Didi schon immer in seinen Bann zog. Unzählige Male habe ich bereits mit dem Zug im riesigen Frankfurter Hauptbahnhof „Kopf gemacht“ und wie ein kleines Kind am Fenster gestanden, um den Ausblick auf die eher amerikanisch als deutsch wirkende Skyline zu geniessen. Auch zum Fußball war ich vor vielen Jahre einmal am Bornheimer Hang, dem Stadion, dessen Gegengerade länger ist als das Stadion selbst. Da lernte ich Äbbelwoi kennen, das Traditionsgetränk Frankfurts schlechthin. An mehr kann ich mich leider nicht erinnern, ausser, dass das ganz amüsante Spiel 3:3 für den Herzensverein ausging, mehr Gäste als Eingeborene im Stadion waren und nebenan die Dippemess, ein „Dom für Arme“, stattfand. Am Abend sollte ich dann zu Hause in Hamburg noch aufs Osterfeuer gehen.

Frankfurter Hauptbahnhof an einem tristen Dezembertag 2021

Frankfurter Hauptbahnhof an einem tristen Dezembertag 2021

Durch den Taunus

Lange Rede, kurzer Sinn, bis nach Frankfurt sind es von Wetzlar aus nur 75 Kilometer, und es gibt in Offenbach auf der anderen Mainseite einen Campingplatz mit einer Straßenbahnhaltestelle. Notfalls gibt es auch am Frankfurter Mainufer einen Campingplatz, aber dieser liegt auf einem schmalen Streifen Land zwischen autobahnähnlicher Schnellstraße, Eisenbahnstrecke und dem Main und soll insbesondere Nachts daher sehr laut sein.

On the road to Frankfurt

On the road to Frankfurt

Das Wetter meint es heute wieder zu gut mit Sonnenanbetern; bereits um halb neun bruzzelt mich die Sonne aus dem Bett. Sowas kenne ich eigentlich nur aus südlicheren Gefilden. Sei es drum, um kurz vor halb zehn bin ich reisefertig. Ich verlasse Wetzlar und das Lahntal gen Süden, wie immer auf den kleinen Straßen abseits der Hauptverkehrsachsen. Unterwegs sehe ich ein Hinweisschild zu den Eschbacher Klippen, obwohl die Landschaft hier im Hochtaunus eher aus mehr oder weniger sanften Hügeln mit intensiver Landwirtschaft besteht.

Eschbacher Klippen

Ich parke das Didimobil am Ende einer Wohnstraße im Usinger Ortsteil Eschbach. Von hier sind es keine fünf Minuten Fußweg zu den Eschbacher Klippen. Von einem Feldweg aus zweigt ein Trampelpfad mitten in den Wald ab. Folgt man diesem, steht nach 100 Metern auf einer Lichtung plötzlich eine Miniaturausgabe der Alpen vor einem. Quasi eine Soda-Felswand, die dort ohne erkennbaren Grund aus dem Boden ragt und daher einfach so da ist.

Eschbacher Klippen

Eschbacher Klippen

Für Geologen sind die Eschbacher Klippen, die aus Abscheidungen unterschiedlicher chemischer Prozesse im Erdinneren vor rund 270 Millionen Jahren Schwerspate und Quarze an die Erdoberfläche förderten, ein großes Freiluftlabor. Ich nutze es lieber für eine kleine niederalpine Klettertour. 😉

Wie in den Alpen

Wie in den Alpen

Hochalpiner Klettersteig

Hochalpiner Klettersteig

Eine knappe halbe Stunde später sitze ich wieder im Didimobil und mache mich auf den Weg nach Frankfurt. Ich komme vorbei an Bad Homburg vor der Höhe. Sieht interessant aus, was man von der Schnellstraße aus im Vorbeifahren sieht. Falls ich mal wieder in der Nähe bin, mache ich eventuell einen Abstecher. Vielleicht kombiniert mit einem Besuch in Oberursel, denn lieber Oberursel als unter Ursel. 😉

Frankfurt und das Problem der Umweltzone

Am Horizont taucht das erste Mal die Frankfurter Skyline auf, was die meisten meiner Freunde dazu veranlassen würde, schnell umzudrehen. Ich hingegen muss aufpassen, das Didimobil nicht versehentlich in eine dieser unsäglichen Umweltzonen zu lenken, die es in und um Frankfurt überall gibt.

Frankfurter Skyline bei Bad Homburg

Frankfurter Skyline bei Bad Homburg

Durch Bad Vilbel und Bischhofsheim komme ich an die kleine Mainfähre nach Rumpenheim. Direkt an der Fährrampe wird darauf hingewiesen, dass das Südufer des Mains inkl. der gesamten Stadt Offenbach eine Umweltzone sei. Wieso wird so etwas nicht bereits an der großen Kreuzung 200 Meter zuvor angezeigt? Schließlich wird dort auch auf die Umweltzone in Richtung Frankfurt hingewiesen. Also rangiere ich unter verwirrten Blicken anderer Autofahrer das Didimobil wieder von der Fährrampe runter. Ohne die Frankfurter Umweltzone zu touchieren versuche ich, den Campingplatz Mainkur zu erreichen. Wenn nur der ganze Rost nicht wäre, hätte das Didimobil längst ein H-Kennzeichen, und dann könntet Ihr mich alle mal.

Der Campingplatz Frankfurt-Mainkur liegt 100 Meter ausserhalb der Frankfurter Stadtgrenze und damit auch ausserhalb der Umweltzone. Ich habe Glück und erreiche den Campingplatz um 5 vor 12, denn beim Campingplatz Mainkur handelt es sich um einen traditionellen deutschen Campingplatz. Traditionell bleibt da die Pforte pünktlich von 12 bis 15 Uhr geschlossen. Ich bekomme einen Stellplatz gegenüber eines anderen Bullis und einen Schlüssel für die Fußgängerpforte, damit ich jeder Zeit rein und auch wieder rausgehen kann.

Camping Mainkur

Camping Mainkur

Von der Schnellstraße her hört man ein sehr leises, monotones Rauschen, vom Main her ist es wesentlich lauter. Heute am heißesten Sonntag des Jahres tummeln sich viele Wassersportler wie Motorboot- und Jetskifahrer auf dem Wasser, ab und an kommt ein Binnenschiff vorbei. Fast wie an der Elbe hier, und das bei 38°C im Schatten.

Die hässlichen Orte von Frankfurt am Main

Der Campingplatz Mainkur liegt – wie die meisten Campingplätze – für den öffentlichen Nahverkehr eher ungünstig. 1,5 Kilometer sind es bis zum Bahnhof Frankfurt-Mainkur, 2 Kilometer bis Maintal-West. Ich entscheide mich für Ersteren und brauche gute 15 Minuten. Wirklich schön ist es hier tatsächlich nicht am Ende der Hanauer Straße, der Hauptausfallstraße Frankfurts Richtung Osten. Sieben Minuten später kommt die Straßenbahn. Gute zwanzig Minuten genieße ich die Klimaanlage der Straßenbahn und steige am Römerberg und dem Frankfurter Rathaus aus. Hier werde ich meine Erkundung der schönsten hässlichen Orte in Frankfurt beginnen.

Römerberg Frankfurt

Der Römerberg dürfte der bekannteste Platz Frankfurts sein und bildet das Zentrum der Frankfurter Altstadt, welche im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört wurde. Markant ist das Häuserensemble auf der Ostseite des Römerberges, auch Samstagsberg genannt. Den Südrand bildet die Alte Nikolaikirche aus dem 15. Jahrhundert, im Westen begrenzt das Rathaus (Römer) den bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebten Platz. Im Norden dominieren Nachkriegs-Zweckbauten und der breite Durchlass zum Paulsplatz und der Braubachstraße den Römerberg.

Römerberg

Römerberg mit Samstagsberg, Nikolaikirche und Gerechtigkeitsbrunnen

Römer

Römer ist der Name des mittleren der drei markanten Giebelhäuser auf der Westseite des Römerberges. Seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts befindet sich hier das Frankfurter Rathaus, welches nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg unter Beibehaltung der stehengebliebenen Fassade wieder aufgebaut wurde. Erstmalig wurde dem Rathaus dabei auch ein Balkon zum Römerberg hin verpasst. Der in etwa mittig auf dem Römerberg stehende Gerechtigkeitsbrunnen mit der Figur der Justitia säumt den Platz vor dem Frankfurter Römer bereits seit dem 16. Jahrhundert. Obwohl während des Zweiten Weltkrieges fast alle Gebäude um den Platz herum zerstört worden waren, blieb der Gerechtigkeitsbrunnen nahezu unversehrt.

Rathaus mit Gerechtigkeitsbrunnen

Rathaus (Römer) mit Gerechtigkeitsbrunnen

Frankfurter Römer

Frankfurter Römer

Samstagsberg

Die dem Rathaus gegenüberliegende Seite des Römerberges nennt sich Samstagsberg. Hier standen bis zur Bombardierung Frankfurts im Zweiten Weltkrieg 1944 sechs stattliche Fachwerkhäuser, welche bis auf die Grundmauern niederbrannten. Lange Zeit war der Platz vor dem Frankfurter Rathaus eine große, kahle Fläche. Erst Ende der 1970er Jahre fiel die politische Entscheidung, die Häuserzeile auf dem Samstagsberg originalgetreu wieder aufzubauen. Die 1981 bis 1983 neu errichteten Repliken der historischen Gebäude zählen heute zusammen mit dem Rathaus zu den wichtigsten Wahrzeichen Frankfurts.

Justitia auf dem Gerechtigkeitsbrunnen

Justitia auf dem Gerechtigkeitsbrunnen

Samstagsberg

Samstagsberg

Neue Frankfurter Altstadt

Links an der markanten Häuserzeile des Samstagsberges vorbei kommt man zur Neuen Frankfurter Altstadt. Hier stand bis 2009 das Technische Rathaus, ein Beton-Bunker aus den 1970er Jahren. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich hier eine der größten zusammenhängenden Altstädte Europas mit vielen mehrgeschossigen Fachwerkhäusern und schmalen, verwinkelten Gassen. Nach dem Abbruch des Technischen Rathauses wurde zwischen 2012 und 2018 die historische Altstadt rund um den Hühnermarkt rekonstruiert.

Hinter dem Lämmchen

Hinter dem Lämmchen

Neue Frankfurter Altstadt

Neue Frankfurter Altstadt

Markt

Markt

Von den 35 neu errichteten Gebäuden wurde 15 originalgetreu rekonstruiert, bei den anderen 20 Gebäuden handelt es sich um passende Neubauten. Somit wurde zwischen Römerberg und Domplatz 70 Jahre nach ihrer Zerstörung die Frankfurter Altstadt wieder aufgebaut. Insbesondere handelt es sich um die Straßenzüge Hinter dem Lämmchen und Hühnermarkt.

Hühnermarkt, im Hintergrund der Dom

Hühnermarkt, im Hintergrund der Dom

Hühnermarkt, Blick zu Hinter dem Lämmchen

Hühnermarkt, Blick zu Hinter dem Lämmchen

Eines der markantesten wiederaufgebauten Häuser ist das Haus zur Goldenen Waage. Mit seinen reichen Verzierungen und seines hohen architektonischen Wertes war es schon lange vor dem Krieg und seiner Zerstörung eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Frankfurts. Im Gegensatz zu dem schnörkellosen Stadthaus nebenan ist die Rekonstruktion hier direkt gegenüber des Doms mehr als gelungen.

Haus zur Goldenen Waage

Haus zur Goldenen Waage

Eiserner Steg

Nur wenige Meter trennen die Neue Frankfurter Altstadt vom Ufer des Mains (die Frankfurter Elbe). Eine große Promenade lädt zum Spazieren und Seele baumeln lassen ein. Über den Eisernen Steg, eine seit 1868 existierende Fußgängerbrücke, kann man hier auf die andere Flussseite in den Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen wechseln. 1868 wurde der erste Eiserne Steg auf Privatinitiative errichtet und 1910 durch einen äusserlich identischen Neubau ersetzt. Nachdem dieser zum Ende des Zweiten Weltkrieges von der Deutschen Wehrmacht gesprengt wurde, wurde der Eiserne Steg bereits 1946 erneuert. Nach einer zwischenzeitlichen Höherlegung im Jahre 1969 wurde die Brücke letztmalig 1993 kompelett erneuert.

Frankfurt, Eiserner Steg

Frankfurt, Eiserner Steg

Seit 1999 ziert ein Zitat von Homer auf Griechisch den nördlichen Pfeiler: ΠΛΕΩΝ ΕΠΙ ΟΙΝΟΠΑ ΠΟΝΤΟΝ ΕΠ ΑΛΛΟΘΡΟΟΥΣ ΑΝΘΡΩΠΟΥΣ. Irgendwas mit Wein, Wasser und anderen Menschen. Wikipedia übersetzt es als „Segelnd auf weindunklem Meer hin zu Menschen anderer Sprache“. Ob das so stimmt, sei mal dahingestellt, jedenfalls haben die Menschen in Sachsenhausen tatsächlich sehr leckeren (Apfel)wein und für einen Hamburger auch eine fremde Sprache. 😉

Eiserner Steg mit Skyline Mainhattans

Eiserner Steg mit Skyline Mainhattans

Vom Eisernen Steg aus eröffnet sich der Blick auf die faszinierende Skyline mit den Frankfurter Wolkenkratzern, die der Finanzmetropole den Beinamen Mainhattan in Anlehnung an den New Yorker Stadtteil Manhattan mit seinen Hochhausschluchten gab.

Frankfurter Skyline

Ich schlendere das südliche Mainufer Richtung Westen entlang und genieße den Blick auf die Wolkenkratzer. Auch, wenn ich nicht unbedingt im 50. Stockwerk arbeiten muss, so ziehen mich Hochhäuser mit ihrer ganz eigenen Ästhetik ganz besonders in ihren Bann.
Auf der Sachsenhäuser Seite existiert ebenfalls eine breite Promenade direkt am Mainufer, hier wird ein umfangreiches Ferienprogramm für Kinder angeboten und es gibt allerlei schwimmende Gastronomie-Möglichkeiten.

Am Holbeinsteg, einer modernen Hängebrückenkonstruktion, überquere ich den Main zurück auf die Frankfurter Seite. Heute Abend werde ich zurückkehren nach Sachsenhausen, hier soll es eine tolle Apfelweinstube geben. Aber erst einmal möchte ich mich bei immer noch knap 40°C in die Hochhausschluchten des Bankenviertels stürzen. Vom Holbeinsteg aus hat man einen tollen Blick gen Osten, und hier liegt schon eines der unsäglichen Flusskreuzfahrtschiffe, von denen ich noch sehr viele in den nächsten Tagen auf dem Main umherschippern sehen werde.

Bankenviertel

Als Bankenviertel bezeichnet man in Frankfurt das Gebiet, in dem sich die meisten Hochhäuser und Wolkenkratzer befinden. Es ist kein eigener Stadtteil, sondern Teil der westlichen Innenstadt, des östlichen Bahnhofsviertels und des südlichen Stadtteils Westend.

Willy-Brandt-Platz

Von der Nordseite des Holbeinsteges ist es nicht weit bis zum Willy-Brandt-Platz. Bis 1992 hieß dieser Verkehrsknoten Theaterplatz. An den oberirdisch verkehrsberuhigten Willy-Brandt-Platz grenzen die Frankfurter Oper, die Gallusanlage (Anlage = Hessisch für Park), das Opern- und Schauspielhaus und der 150 Meter hohe Eurotower. In Letzterem hatte die Europäische Zentralbank von 1998 bis zu ihrem Umzug in einen Neubau im Frankfurter Ostend 2014 ihren Hauptsitz. Wahrzeichen des Willy-Brandt-Platzes ist daher ein überdimenisonales, 14 Meter hohes und 50 Tonnen schweres Euro-Symbol.

Kaiserplatz

Vom ehemaligen Theaterplatz gehe ich weiter durch die Hochhausschluchten des Bankenviertels. Am heutigen Sonntag sind nur wenige Menschen hier unterwegs, die vielspurigen Straßen wirken wie ausgestorben. Menschenleer zeigt sich auch der Kaiserplatz. Hier sieht man deutlich den Kontrast zwischen Gründerzeitarchitektur und Moderne. Auf der Südseite befindet sich das in den 1870er Jahren errichtete Luxushotel Frankfurter Hof, was den Prunk der damaligen Zeit bereits von außen erahnen lässt. Auf der Nordseite gegenüber befindet sich hinter einer Reihe erhaltener Gründerzeitbauten der moderne Commerzbank-Tower, bis 2003 das höchste Hochhaus Europas mit 65 Stockwerken und einer Höhe von 300 Metern inkl. Antenne.

Ich überquere die Neue Mainzer Straße auf dem Weg zur Taunusanlage. Hier stehen die höchsten Wolkenkratzer Frankfurts dicht an dicht, weshalb die Straße auch den Spitznamen Bankenklamm trägt. Auf dem 200 Meter hohen Main Tower befindet sich eine öffentliche Aussichtsplattform. Die Schlange ist elendig lang, und außerdem hat Didi Höhenangst. Neun Euro kostet der Eintritt. Den spare ich mir und gehe weiter Richtung Alte Oper. Unterwegs sind ein paar Menschen dabei, sich und ihre Klamotten in einem der vielen Springbrunnen der Stadt zu waschen.

Banken, soweit das Auge reicht

Banken, soweit das Auge reicht

Opernplatz

Der Opernplatz ist einer von zahlreichen zentralen Plätzen in der Frankfurter Innenstadt. Seinen Namen hat er von der Alten Oper, welche 1873 bis 1880 als Opernhaus gebaut und im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde. Die Oper bekam eine neue Spielstätte am Willy-Brandt-Platz und so verfiel das wunderschöne Gründerzeitgebäude zusehends. Erst 1981 wurde die Ruine der Alten Oper wieder aufgebaut. Heute finden neben musikalischen Darbietungen hier auch Theateraufführungen und Kongresse statt.

Alte Oper

Alte Oper

An der Westseite des Opernplatzes befand sich bis 2002 mit dem Zürich-Haus eines der ersten Hochhäuser Frankfurts. Heute steht an selber Stelle der 170 Meter Hohe Opernturm, der im Jahre 2009 Richtfest feierte und sich auch durch seine Farbgebung hervorragend den anderen Gebäuden rund um den Opernplatz anpasst. Seit 1983 befindet sich auf dem Opernplatz direkt vor der Alten Oper der Lucae-Brunnen, welcher mit seinen 17 Metern Durchmesser im Sommer auch gerne mal zum Baden genutzt wird.

Gründerzeithäuser am Opernplatz

Gründerzeithäuser am Opernplatz

 

Lucae-Brunnen

Lucae-Brunnen

Alte Oper mit Opernturm

Alte Oper mit Opernturm

Opernplatz

Opernplatz

Auf der Südseite schließt sich der Grünzug der Taunusanlage an, die Ostseite ist mit ansehnlichen Häusern aus der Gründerzeit gesäumt. Im Norden schließt der Grünzug der Bockenheimer Anlage an. Ich schlendere weiter Richtung Osten durch die etwas trist und heruntergekommen wirkende Fußgängerzone Große Bockenheimer Straße. Nichts deutet bei dem verblassten Charme der 70er Jahre darauf hin, dass sich in einer Nebenstraße eine der bekanntesten Institutionen Frankfurts befindet: Die Frankfurter Börse.

70er-Jahre-Tristesse in der Großen Bockenheimer Straße

70er-Jahre-Tristesse in der Großen Bockenheimer Straße

Börse Frankfurt

Die Frankfurter Börse ist der derzeit drittgrößte Börsenplatz in Europa und einer der wichtigsten der Welt. In dem markanten, 1879 eingeweihten Gebäude findet seit 2011 kein regulärer Parketthandel mehr statt, seit das gesamte Börsenwesen nur noch elektronisch durchgeführt wird. Das Gebäude ist verziert mit Steinfiguren von kleinen Kindern, die offenbar beim Spielen in einen Kaktus gefallen sind. 😉

Frankfurter Börse

Frankfurter Börse

Deshalb sollen Kinder ...

Deshalb sollen Kinder …

... nicht mit dem Kaktus spielen.

… nicht mit dem Kaktus spielen.

Vor der Börse steht die bekannte Skulptur Bulle & Bär von Reinhard Dachlauer. Die beiden Tiere symbolisieren traditionell die steigenden bzw. fallenden Kurse an der Börse. Während der Bulle mit seiner Kraft gute Zeiten am Aktienmarkt symbolisiert, steht der eher träge Bär für einen finanziellen Abschwung.

Bulle & Bär am Börsenplatz Frankfurt

Bulle & Bär am Börsenplatz Frankfurt

Gegenüber der Börse genehmige ich mir in einer absolut überteuerten amerikanischen Café-Kette einen Eiskaffee und ein leckeres, aber für den Preis viel zu kleines Stück Kuchen, bevor es mich noch ein Stückchen weiter durch Frankfurt zieht.

Hauptwache Frankfurt

Nur wenige Schritte von der Frankfurter Börse entfernt befindet sich der zentrale Platz der Innenstadt Frankfurts. Hier beginnt die Haupteinkaufsstraße „Zeil“, unter dem Platz befindet sich ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Frankfurter U-Bahn. Namensgebend für den Platz ist die historische Hauptwache, ein Gebäude im Stile des Barock aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts beherbergt die Hauptwache ein Café. Im Krieg nahezu komplett zerstört, wurde die Hauptwache 1954 provisorisch wieder hergerichtet. 1967 musste sie im Zuge des U-Bahn-Baus abgetragen werden und wurde nur ein Jahr später original rekonstruiert wenige Meter versetzt wieder aufgebaut.

Hauptwache Frankfurt

Hauptwache Frankfurt

Gegenüber der Hauptwache steht die Katharinenkirche. Sie wurde ebenfalls im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört und in den Jahren 1950 bis 1954 wieder aufgebaut. Die Katharinenkirche ist die evangelische Hauptkirche Frankfurts.

Katharinenkirche mit Hauptwache

Katharinenkirche mit Hauptwache

Zeil

Durch die Haupteinkaufsstraße Zeil bummel ich Richtung Konstablerwache. Die Zeil gehört zu den umsatzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands. Dennoch bin ich recht enttäuscht von dem Erscheinungsbild dieses Freiluft-Einkaufstempels. Viele 08/15-Geschäfte und Schnellrestaurants säumen die Straße, auch architektonisch haben viele deutsche Einkaufsstraßen mehr zu bieten. Einzig interessant ist die Fassade eines modernen Einkaufszentrums mit einem (Wurm?)loch in der Mitte.

Wurmloch? Fassade in der Zeil

Wurmloch? Fassade in der Zeil

Auf einen Tip einer Eishockey-Freundin hin fahre ich mit der S-Bahn auf die andere Mainseite nach Sachsenhausen. Am Affentorplatz soll es eine urige Apfelweinwirtschaft mit regionaler Küche geben, und ich möchte so gerne noch irgendwas mit Frankfurter Grüner Soß‘ essen. Die S-Bahn fährt unterirdisch, Didi nimmt am Lokalbahnhof natürlich den falschen Ausgang und geht erst einmal rund 500 Meter in die falsche Richtung bis ihm auffällt, das irgendetwas hier nicht stimmt. Also wieder zurück bei immer noch über 30°C. Ich finde die Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider im zweiten Anlauf auf Anhieb und finde ein schattiges Plätzchen unter einem alten Baum. Es gibt Frankfurter Schnitzel (natürlich mit Grüner Soß‘ 🙂 ) und ein paar Apfelwein mehr als ich eigentlich wollte.

Urige Apfelwein-Wirtschaft

Urige Apfelwein-Wirtschaft

Apfelwein - Äbbelwoi

Apfelwein – Äbbelwoi ♥

Nacht über Frankfurt

Mit Einbruch der Dunkelheit – es sind noch immer 29°C – mache ich mich zu Fuß auf den Weg zurück auf die andere Mainseite. Von der Flößerbrücke aus hat man einen tollen Blick auf die nächtliche Skyline von Frankfurt am Main. Ich kann mich gar nicht sattsehen und bleibe eine geschlagene halbe Stunde auf der Brücke, mache Fotos und genieße das Panorama. Vor der Europäischen Zentralbank findet noch ein kleines Festival statt, ich überlege kurz, auf einen weiteren Äppler hinunterzugehen, entscheide mich aber dagegen, wohlwissend, dass ich noch einen langen Rückweg vor mir habe.

Frankfurter Skyline bei Nacht

Frankfurter Skyline bei Nacht

Flößerbrücke

Flößerbrücke

Europäische Zentralbank

Europäische Zentralbank

Durch einen kleinen Park vorbei an Lessing laufe ich zur Straßenbahn, welche heute abend nicht mehr allzu häufig fährt. Inklusive der guten Viertelstunde Fußweg von der Haltestelle Mainkur zum Campingplatz bin ich um 23:15 zurück am Didimobil. Bei weiterhin weit über 20°C lasse ich den Tag Revue passieren. Als jemand, der aus der sowieso schönsten Stadt der Welt kommt, muss ich sagen: Frankfurt ist die schönste „hässliche“ Stadt, die ich kenne. Ich komme gerne irgendwann wieder. ♥

Campingplatz Mainkur

Campingplatz Mainkur

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