Sommer 2022. In den letzten zwei Jahren hat sich Didis Bucket-List stetig gefüllt und umfasst inzwischen mehr als 50 Destinationen allein in Deutschland. Eines dieser Ziele ist der Harz, genauer gesagt der Westharz. Im Ostteil des höchsten norddeutschen Mittelgebirges war Didi schon häufiger, und so ist der Westharz schnell als Ausgangspunkt der diesjährigen Sommerreise auserkoren. In der Nähe von Goslar gibt es mehrere Campingplätze mit guten Busanschlüssen, sodass Goslar als Basislager für die ersten Ausflüge auserkoren wurde.
Corona und sonstige Hindernisse
Doch wie so häufig soll auch der Start der diesjährigen Reise nicht ohne Hindernisse bleiben. Didi infiziert sich trotz dreifacher Impfung eine Woche vor Urlaubsbeginn mit dem garstigen Corona-Virus. Als es dann eine Woche später als geplant endlich losgehen soll, springt das Didimobil nicht an – vermutlich die Lichtmaschine. Zu allem Überrfluss ist auch noch die Elbbrücke bei Geesthacht wegen Bauarbeiten gesperrt. Dann beginnt die Sommertour halt mit einer Fährfahrt vor der eigenen Haustür.
Nach zwanzig Minuten Fahrt durch die Obstkammer Hamburgs erreicht das Didimobil den Fähranleger in Zollenspieker, wo die Elbfähre nach Hoopte bereits abfahrbereit wartet. Ohne nennenswerten Zeitverlust erreicht das Didimobil das andere Ufer und damit Niedersachsen gegen 17 Uhr.
Wenige Kilometer südöstlich von Celle befindet sich im kleinen Ort Wienhausen ein Campingplatz, welchen das Didimobil aufgrund der vorangeschrittenen Zeit direkt ansteuert. Unterwegs spielt die Temperaturanzeige des Didimobils verrückt: Immer, wenn man das Licht einschaltet, sinkt die Kühlwassertemperatur gegen Null. Ich traue dem nicht so ganz, morgen muss sich das wohl mal eine Werkstatt anschauen.
Wienhausen
Gegen 20 Uhr erreicht das Didimobil den kleinen Campingplatz in Wienhausen. Der Campingplatz „Zum Alten Wehr“ liegt idyllisch an einem ehemaligen Stauwehr der Aller am Ende einer Sackgasse. Zeitgleich mit mir kommt noch ein Camper aus der Berliner Region hier an. Eine Rezeption gibt es nicht, unter der angegebenen Telefonnummer „ist zur Zeit niemand erreichbar“. Wir stellen uns erst einmal auf die große Wiese. Das Didimobil bekommt Strom und der Didi begibt sich zum Abendessen in ein nahegelegenes brasilianisches Restaurant.
Kloster Wienhausen
Der kleine Ort Wienhausen liegt rund 15 Kilometer südöstlich von Celle und ist durchaus einen Abstecher wert. Bekannt ist Wienhausen für sein ehemaliges Zisterzienserinnen-Kloster. Heute beherbergt die sehenswerte Klosteranlage ein evangelisches Frauenkloster.
Ein zusammenhängendes Ensemble mit dem Kloster Wienhausen bildet die alte Wassermühle am Klosterteich, welche erstmals 1351 urkundlich erwähnt wurde. Heute treibt die Wassermühle Wienhausen einen Generator zur Stromerzeugung an.
Goslar, Welterbestadt im Westharz
Mittwoch, 13.07.2022
Das Didimobil springt heute problemlos an, dennoch hatte ich mir gestern Abend schon eine Adresse eines Bulli-Spezialisten in Braunschweig rausgesucht. Celle muss auf einen späteren Zeitpunkt warten. Sollte der Bulli wirklich eine neue Lichtmaschine benötigen (nach 360.000 Kilometern dürfte er das vermutlich auch…), würde ich weiter bis Goslar fahren. Dort soll es einen schönen Campingplatz geben, auf dem ich sowieso mehrere Nächte bleiben wollte.
Der Bulli-Spezialist in Braunschweig bestätigt meine Vermutung: Die Lichtmaschine ist hin. Immerhin kann er mir mit einem Ölpeilstab aushelfen. Meinen hatte ich bei der Abfahrt in Hamburg irgendwie geschrottet. In Goslar finde ich schnell eine freie Werkstatt mit sehr guten Bewertungen. Lichtmaschine muss bestellt werden, ich kann morgen Mittag vorbeikommen, dann sollte sie da sein. Ich fahre weiter zum Campingplatz und miete mich bis Sonntag mit einer Option bis Montag ein.
Das Harz-Camp Goslar liegt direkt an der Bundesstraße 241 zwischen Goslar und Hahnenklee bzw. Clausthal-Zellerfeld. Ich bekomme einen kleinen Platz in der hintersten Ecke des Platzes, weit genug von der Straße entfernt, dass sie hier nicht mehr hörbar ist.
Das 9-Euro-Ticket
Wegen der drastisch gestiegenen Spritpreise durch den menschenunwürdigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die deutsche Regierung für die Monate Juni bis August ein Monatsticket für neun Euro ins Leben gerufen. Mit diesem 9-Euro-Ticket kann man einen Monat lang sämtliche Nah- und Regionalverkehrsmittel in ganz Deutschland nutzen. Direkt am Campingplatz befindet sich eine Bushaltestelle, von wo mindestens stündlich, teilweise sogar halbstündlich, ein Linienbus nach Goslar bzw. Hahnenklee/Clausthal-Zellerfeld mit Anschluss in den übrigen Westharz fährt. Und das bis spät abends.
Im Ostteil des Harzes war ich schon häufiger. Das ist der schönere und aufregendere Teil, lässt mich sogar die nette Dame an der Campingplatz-Rezeption bei der Begrüßung wissen. Ich habe mich dennoch bewusst entschieden, in diesem Urlaub einmal den Westharz zu erkunden. Anfangen werde ich mit Goslar, dessen Altstadt zusammen mit dem Bergwerk Rammelsberg seit 1992 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Der Busfahrer schaut ein wenig skeptisch, akzeptiert dann aber das 9-Euro-Ticket aus Hamburg anstandslos. Keine zehn Minuten später stehe ich am Rand der Altstadt von Goslar. Ohne Plan stürze ich mich in die schmalen Gassen des Weltkulturerbes.
Die Altstadt von Goslar
Goslar ist mit seinen rund 50.000 Einwohnern die größte Stadt im Westharz. Ich schlendere an den mit Schiefer verkleideten Häusern in der Straße „Am Beek“ vorbei und finde mich schon bald drei Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzt. Mittelalterliche Fachwerkhäuser säumen die schmalen Kopfsteinpflastergassen, in schicken Hinterhöfen erwartet man jederzeit die Ankunft des Fürsten. Oder zumindest einer Postkutsche.
Durch eine schmale Gasse erreiche ich den Schuhhof, den ältesten Platz in Goslar. Hier lebten und arbeiteten seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert die Schuhmacher und Gerber der Stadt und boten ihre Waren auf dem Platz neben dem damaligen Schuhmacher Gildehaus feil.
Südlich des Schuhhofs befindet sich die Marktkirche St. Cosmas und Damian aus dem 12. Jahhundert mit ihren zwei markanten Turmspitzen. Ursprünglich waren beide Tüme symmetrisch, nach einem Brand im Jahre 1589 wurde der Nordturm als sogenannte „offene Laterne“ wiedererrichtet.
Gegenüber des Hauptportals befindet sich das Brusttuch, ein Patrizierhaus aus dem Jahre 1521, welches auf einem trapezförmigen Grundstück errichtet und mit vielen aufwendigen Ornamenten verziert wurde. Heute beherbergt das Brusttuch ein Hotel.
Auf der Südseite der Marktkirche befinden sich einige historische Gasthäuser, darunter auch das Brauhaus Goslar. Hier wird auch heute noch das taditionelle Goslarer Gose-Bier gebraut. Die Gose ist ein alter Biertyp, der sich im Mittelalter hauptsächlich im Leipziger Raum etablieren konnte. Den Namen hat das etwas säuerliche Bier vermutlich von dem kleinen Flüsschen Gose, welches in Goslar in die Abzucht mündet.
Gleich nebenan liegt der Marktplatz mit dem markanten Marktbrunnen aus dem 12. Jahrhundert, welcher den Mittelpunkt Goslars markiert. Neben dem historischen Rathaus, dessen Grundsteinlegung auf das 15. Jahrhundert zurückgeht und welches in den folgenden 400 Jahren diverse Um- und Anbauten erfuhr, säumen das Gildehaus Kaiserworth aus dem Jahre 1494 sowie das Glockenspiel auf dem Giebel des Kämmereigebäudes den schicken Marktplatz.
Entlang der Abzucht durch Goslar
Die Abzucht ist ein zwölf Kilometer langer linker Nebenfluss der Oker und durchquert die Altstadt von Goslar von West nach Ost. Der Name Abzucht leitet sich aus dem Abziehen der meist belasteten Grubenwasser aus dem Goslarer Erzbergwerk Rammelsberg ab. Von daher war die Abzucht lange Zeit sehr mit Schadstoffen belastet.
Folgt man der Abzucht flussaufwärts, so gelangt man vorbei am sogenannten Mühlengerenne, einem hölzernen Trog, der seit dem Mittelalter parallel zum eigentlichen Fluss das Wasser der Abzucht zum Antrieb mehrerer Mühlräder umleiten konnte. Eine dieser ehemaligen Mühlen ist die Worthmühle, die heute ein Restaurant mit lokalen Spezialitäten beherbergt.
Weiter gen Osten gelangt man zur Lohmühle, der einzigen heute noch betriebsfähig erhaltenen Mühle in Goslar. In dem 500 Jahre alten Gebäude befindet sich heute ausserdem ein Zinnfiguren-Museum.
Gleich neben der Lohmühle befindet sich das ehemalige Hospiz Großes Heiliges Kreuz. Das 1254 erbaute Gebäude beherbergt heute mehrere Kunsthandwerker und gilt als die älteste bürgerliche Anlage Deutschlands.
Eines der eindrucksvollsten Bürgerhäuser ist das Siemenshaus in der Bergstraße. Das von Kaufmann und Stadthauptmann Hans Siemens 1692/93 errichtete Fachwerkhaus gehört – mit Ausnahme einer Zeitspanne von 1778 bis 1916 – der Familie Siemens, die im 17. Jahrhundert vier Bürgermeister in Goslar stellte und zu der ebenfalls der bekannte Werner (von) Siemens gehört, der als Begründer der modernen Elektrotechnik gilt.
Die Kaiserpfalz Goslar
Bekanntestes Bauwerk Goslars ist vermutlich die Kaiserpfalz aus dem 11. Jahrhundert. Kaiser Heinrich III. des römisch-deutschen Reiches ließ den Profanbau im Jahre 1050 fertigstellen, was ihn zum größten Profanbau seiner Zeit und heute zum besterhaltenen Profanbau Deutschlands macht. Von der Kaiserpfalz hat man einen wunderbaren Blick über die Dächer der Golslarer Altstadt.
Inzwischen neigt sich der Tag dem Ende zu, in knapp drei Stunden bin ich jetzt über sieben Kilometer durch die Weltkulturerbestadt Goslar gelaufen. Ich mache mich auf den Weg zurück zum Campingplatz. Auf den Bus muss ich nicht lange warten, das Hamburger 9-Euro-Ticket wird kommentarlos durchgewunken und keine zehn Minuten später bin ich wieder am Didimobil.
Goslar, Tag 2
Donnerstag, 14.07.2022
Ich habe schlecht geschlafen. Irgendetwas war heute Nacht auf bzw. an meinem Dach zu Gange. Vielleicht Vögel, die dort ein Nest bauen wollten, mitten in der Nacht. Das Sanitärgebäude ist relativ weit vom Bulli entfernt, die Duschen zwar warm, dafür die Kabinen aber derart eng und ungünstig gebaut, dass nicht nur die Badelatschen, sondern auch die Hälfte der Klamotten auf der Ablagebank nass werden. Dafür gibt es einen Föhn, den ich nicht brauche.
Ich chille den Vormittag im Didimobil, die Antriebslosigkeit, die mir meine Corona-Infektion beschert hat, scheint noch nicht so ganz verflogen zu sein. Um 13 Uhr habe ich den Termin zum Austausch der Lichtmaschine, wir haben extra das leistungsstärkere von beiden Modellen bestellt, damit die Batterie auch auf kurzen Strecken immer wieder gut geladen werden kann.
Der Tausch dauert ungefähr eine Stunde. Da die Werkstatt etwas abseits in einem Industriegebiet liegt, fahre ich kurzerhand mit dem Linienbus erneut nach Goslar, um etwas zu Mittag zu essen.
Ich bin gerade am Breiten Tor, dem östlichsten von ehemals vier Stadttoren, als das Telefon klingelt: Die Lichtmaschine passt nicht, wir müssen die Kleinere (die auch jetzt verbaut ist) bestellen. Den Bulli kann ich erst einmal abholen, morgen ab 13 Uhr will man sich dann noch einmal am Austausch versuchen. Ich spaziere zurück zum Bahnhof, von wo ich mit dem Stadtbus wieder zur Werkstatt fahre.
Unterwegs komme ich noch an einer merkwürdigen Skulptur vorbei: Ein dicker Mann mit kleinem Kopf und eine mollige Frau mit Mörder-Möpsen. Im Volksmund „Die Dicken vom Rosentor“ genannt, heißt das Kunstwerk des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero ganz schnöde nur Mann mit Stock und Frau mit Schirm. Im Hintergrund steht übrigens das Rosentor.
Abstecher zum Rammelsberg
Da die Batterie des Didimobils noch nahezu voll geladen ist, fahre ich kurz am zweiten Weltkulturerbe Goslars vorbei: Dem ehemaligen Erzbergwerk Rammelsberg. Morgen werde ich den Bulli schon am Vormittag vor die Werkstatt stellen und habe dann bis 17 Uhr Zeit, ihn wieder abzuholen. Vielleicht schaue ich mir das zu einem Besucherbergwerk umfunktionierte Bergwerk morgen in aller Ruhe an.
Ich erklimme noch einen kleinen Fußweg zum Herzberger Teich, einem 1561 künstlich angelegten Stausee. Mit dem aufgestauten Wasser wurde ab 1752 ein Wasserrad angetrieben, welches über ein 350 Meter langes Feldgestänge die Erzförderung am Kanekuhler Schacht ermöglichte. Dieser lag 60 Meter oberhalb des Herzberger Teiches.
Ab 1805 floss das Wasser aus dem Herzberger Teich durch den Roeder-Stollen direkt in die weit verzweigten Schächte des Rammelsberges und trieb dort insgesamt vier Wasserräder an, bevor es über einen weiteren Stollen, den Rathstiefenstollen, wieder aus dem Berg geleitet wurde.
Hahnenklee
Da es noch früh am Abend ist, entschließe ich mich noch zu einem kleinen Abstecher nach Hahnenklee. Obwohl sich der Ort rund acht Kilometer Luftlinie südwestlich des Goslarer Stadtzentrums befindet (aufgrund des Höhenunterschiedes 16 Kilometer auf der Straße), bildet er zusammen mit dem kleinen Ort Bockswiese den Goslarer Stadtteil Hahnenklee-Bockswiese mit rund 1.200 Einwohnern. Seit Einstellung des Bergbaus Ende des 19. Jahrthunderts war der Hauptwirtschaftszweig des Ortes der Tourismus, welcher seit Mitte der 1980er Jahre aus vielfältigen Gründen stark rückläufig ist.
Von Hahnenklee aus führen eine Seilbahn und eine Sesselbahn auf den 726 Meter hohen Bocksberg, wo es neben einer Sommerrodelbahn seit einigen Jahren auch einen Bike-Park mit Abfahrten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade gibt. Wem das alles zu aufregend ist, findet rund um den Bocksberg und um Hahnenklee zahlreiche Themenwanderwege wie z.B. den Liebesbankweg sowie etliche Relikte des Oberharzer Wasserregals.
Bekannt ist Hahnenklee jedoch für die Stabkirche im norwegischen Stil. Inspiriert durch die Stabkirche von Borgund wurde die Gustav-Adolf-Stabkirche mit 350 Sitzplätzen in den Jahren 1908/09 aus Fichtenholz von der Nordseite des Bocksberges durch lokale Zimmerleute errichtet.
Ich esse in Hahnenklee lecker zu Abend und mache mich mit dem Sonnenuntergang auf den Weg zurück zum Campingplatz.
UNESCO Weltkulturerbe Rammelsberg
Freitag, 15.07.2022
Diese Nacht habe ich besser geschlafen. Das Didimobil hatte ich in der Nacht zuvor zu dicht an den Bäumen geparkt, sodass deren Zweige bei dem kleinsten Windstoß ganz sanft über das Bullidach strichen. Hört sich von aussen harmlos an, im Inneren sitzt man senkrecht im Bett.
Heute morgen bringe ich das Didimobil bereits am Vormittag zur Werkstatt und vereinbare, es kurz vor Feierabend gegen 17 Uhr wieder abzuholen. Das gibt der Werkstatt ein ordentliches Zeitfenster und mir genügend Zeit, mir das zweite UNESCO Weltkulturerbe in Goslar anzuschauen: Das ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg.
Die Geschichte des Erzbergwerkes Rammelsberg reicht über 1.000 Jahre bis ins Jahr 968 zurück, in denen die unterschiedlichsten Erze in einem der größten Bergwerke des Harzes gefördert wurden. Hierzu zählten unter anderem Gold, Silber, Blei und Zink. 1988 waren die Erzvorkommen erschöpft, und die PREUSSAG als Betreiberin legte das geschichtsträchtige Bergwerk still. Bis dahin waren 27 Millionen Tonnen Erz aus dem Rammelsberg gefördert worden.
Nach der Schließung wurde das Bergwerk zu einem Besucherbergwerk umgebaut und 1992 zusammen mit der Altstadt von Goslar von der UNESCO als Welterbestätte anerkannt.
Die Lampenstube
Auf dem Gelände des Bergwerkes sind heute noch alle Gebäude in ihrer Funktionalität aus dem letzten Betriebsjahr 1988 erhalten, womit im Gegensatz zu den meisten anderen Besucherbergwerken im Harz ein Abbild des modernen Bergbaus erlebbar ist. Eines der wichtigste Utensile eines Bergmannes ist die Grubenlampe. Hierzu gibt es in der ehemaligen Lampenstube eine Ausstellung über das Geleucht der Bergleute im Laufe der vielen Generationen.
Von der Lampenstube bestand ein direkter Zugang zur Grubenbahn, mit welcher die Bergleute tief in den Berg hinein zu ihren Arbeitsstätten gebracht wurden. Besucher können auf einer der zahlreichen Führungen ebenfalls mit der Grubenbahn in den Berg hineinfahren, allerdings beginnt die Fahrt auf dem Vorplatz im Freien.
Die Erzaufbereitung
Bis zuletzt wurde das Erz direkt vor Ort in einer großen Halle aufbereitet. Heute stehen die meisten Maschinen noch immer an Ort und Stelle, umgeben von einer interessanten geologischen Ausstellung über Erze und Gesteine bis hin zur Geschichte des Erzabbaus am Rammelsberg. Hier kann der geneigte Besucher auf einem Lehrpfad dem Erz von seiner Abbaustelle bis zum Verlassen des Geländes als Konzentrat folgen.
Nachdem die Erze am Rammelsberg aufbereitet und staubfein zermahlen waren, wurden sie per Gruben- bzw. Lorenbahn zum wenige Kilometer entfernten Bollrich verbracht, wo sich neben einer Umladevorrichtung auf normale Eisenbahnwaggons auch eine Armerzaufbereitungsanlage befand. 1927 wurde diese sehr steile und unvorteilhafte Strecke durch einen gut drei Kilometer langen Tunnel, den Gelenbeeker Stollen, ersetzt.
Die Züge wurden elektrisch betrieben, und in einer der Ausstellungsräume erwecken die Lokomotiven und Maschinen den Eindruck, jeden Moment ihren Dienst wieder aufnehmen zu wollen. Ein Blick durch die verschlossenen Gittertore verrät allerdings, dass der Betrieb hier seit weit über 30 Jahren ruht.
Die Grubenbahn
Im Besucherbergwerk Rammelsberg werden mehrmals täglich unterschiedliche Führungen angeboten. Eine der beliebtesten Führungen ist sicherlich die Fahrt mit der Grubenbahn unter Tage in den Berg hinein. Jede Führung beginnt in der Mannschaftskaue. Dies war der zentrale Umkleideplatz der Bergleute, die nach getaner Arbeit ihre nassen Klamotten in Körben unter der Decke lagerten, da es oben in einem Raum meistens am Wärmsten ist und die Arbeitskleidung bis zum nächsten Werktag dort besonders gut trocknen konnte.
Bevor es auf die gut einstündige Führung in den Berg hinein geht, bekommt jede:r Besucher:in noch einen schicken gelben Helm verpasst. Ausserdem sollte man sich bewusst sein, dass in den Stollen das gesamte Jahr über Temperaturen von rund 12°C herrschen und dass in einem Bergwerk – gerade im Harz – permanent Wasser von der Decke tropft.
Mit der gelben Grubenbahn geht es einige Minuten lang tief in den Rammelsberg hinein. Mit den Zügen, bei denen sich Touristen heute in Punkto Komfort und Geschwindigkeit schnell nach der Deutschen Bahn sehnen, fuhren bis 1988 die Bergleute tagein, tagaus noch wesentlich weiter und länger in den Berg hinein als auf den heutigen Führungen.
Im Bergwerk selbst gibt es auf sehr beengten Verhältnissen noch originale Werkzeuge und Maschinen des modernen Erzbergbaus zu erleben, welche von einem fachkundigen Führer nicht nur erklärt, sondern auch vorgeführt werden.
Der Maltermeister Turm
Inzwischen gibt es gute Nachrichten aus der Werkstatt: Die Lichtmaschine passt, wackelt und hat Luft, und das Didimobil kann abgeholt werden. Gerne hätte ich noch an einer weiteren Führung z.B. in den Roeder-Stollen mit seinen erhaltenen Kunsträdern teilgenommen, entscheide mich aber dazu, über den Höhenzug des Rammelsberges zurück nach Goslar zu laufen und hierbei dem Maltermeister-Turm einen Besuch abzustatten.
Der Maltermeister-Turm wurde um 1500 auf einer Halde am Rand des Rammelsberges errichtet und diente ursprünglich der Überwachung der verschiedenen Gruben am Rammelsberg. Er ist somit die älteste erhaltene Tagesanlage am Rammelsberg und beherbergt heute ein Ausflugslokal, von dessen Terrasse man einen phantastischen Blick über Goslar hat.
Um kurz vor 17 Uhr sind das Didimobil und der Didi wiedervereint. Auf dem Rückweg zum Campingplatz halte ich noch an einem örtlichen Discounter an und versorgte mich mit Abendessen. Der ungeplante Austausch der Lichtmaschine hat die Reisekasse doch leicht durcheinander gebracht. So verbringe ich den Abend entspannt bei Speis und Trank im Didimobil und gehe frühzeitig zu Bett. Scheint auch noch eine Nachwirkung der Corona-Infektion zu sein. 😉