Donnerstag, 18.04.2019
5:15, der Wecker klingelt uns aus dem Tiefschlaf. Blöde Idee mit dem Abstecher zur Isle of Man. Wie bereits in einem der vorigen Teile erwähnt, gibt es genau zwei Fähren, welche die Isle of Man regelmäßig von fünf verschiedenen Orten aus anfahren, woraus sich zu jedem Ort alle paar Tage eine einzige Verbindung ergibt. Die irische Insel wird dreimal die Woche angefahren: Donnerstags Dublin, mittwochs und samstags Belfast, wobei die Abfahrten in der Woche bereits morgens um sieben erfolgen und die Sonnabend-Fahrt nach Belfast erst am späten Abend. Somit bleibt uns aus taktisch-logistischen Gründen nur die heutige Fähre nach Dublin früh morgens um sieben übrig, der Check-In schließt bereits um 6:45.
Frühstück fällt aus, selbst der Feuerwehrmann verzichtet auf das Kaffeekochen. An Bord der HSC Manannan – es ist die selbe Schnellfähre, mit der wir vor zwei Tagen aus Liverpool angereist sind – gibt es schließlich Kaffee zur Genüge. 20 Minuten dauert die Fahrt über menschenleere Straßen bis zum Hafen von Douglas, den wir zeitig um kurz vor sechs Uhr erreichen. Der Check-In verläuft überraschend entspannt, obwohl wir ja nun von einem „zwielichten Schurkenstaat“ zurück in die EU reisen, nur das Lenkrad auf der linken Seite sorgt bei den ebenfalls noch recht verschlafen wirkenden Zollbeamten kurzzeitig für Verwirrung und anschließender Erheiterung. 😉
Wir machen es uns in einer Vierersitzgruppe mit Tisch bequem, der Kaffee schmeckt hervorragend und das Frühstück fällt heute aufgrund der Müdigkeit nicht ganz so üppig aus wie auf dem Hinweg. Die knapp drei Stunden Fahrzeit vertreiben wir uns wieder mit Kartenspielen und ein wenig Dösen.
Pünktlich um kurz vor zehn erreicht die HSC Manannan den Hafen der irischen Hauptstadt Dublin, der Morgendunst hat sich fast verzogen und es scheint ein schöner sonniger Tag zu werden. Didis Cousin hat sich bereits gemeldet, er hat es sich schon in einem der unzähligen Pubs in Dublin gemütlich gemacht. Rein zufällig ist er mit seinem Sohn und dessen Kumpel heute morgen in aller Herrgottsfrühe mit dem Flieger aus Hamburg hier angekommen, die Drei haben Karten für das Dropkick Murphy’s Konzert heute abend. Durch Zufall sprachen wir vor ein paar Wochen darüber, da ich bei der Reisevorbereitung ebenfalls über dieses Konzert hier stolperte, welches zu dem Zeitpunkt jedoch bereits ausverkauft war. Zufälle gibt es. Wir werden uns heute Nachmittag auf jeden Fall auf ein Guinness treffen, erst einmal heißt es aber, den Campingplatz im Westen der Stadt anzusteuern.
Wie immer vermeidet das Didimobil auf seinen Touren mautpflichtige Autobahnen, wenn es irgendwie geht, und so finden wir uns schnell im kompletten Verkehrschaos mitten im Zentrum der quirligen Hauptstadt Dublin wieder. Zwanzig Minuten für vier Kilometer, immer entlang der völlig verstopften Uferstraße entlang des Flusses Liffey und quer durch das Touristenviertel Temple Bar.
Auf dem Weg zum Campingplatz muss das Didimobil noch einmal betankt werden, die Preise sind die Gleichen wie in Großbritannien, bloß dass diese hier in Euro angegeben sind statt in Pfund, was es dann doch wieder etwas günstiger macht. Einen Supermarkt finden wir ebenfalls noch, hier füllen wir unsere Getränkevorräte wieder auf, nachdem der Feuerwehrmann mangels europäischem Kleingeld den Parkplatzwächter überreden konnte, gut auf sein Auto aufzupassen, ohne ihm ein Ticket für Parken ohne Parkschein zu verpassen.
Den Campingplatz erreichen wir gegen 12 Uhr mittags, er ist groß, etwas in die Tage gekommen und liegt direkt an einer Autobahn. Dafür zeugt der Preis von 28,-€ pro Bulli von dem Bewusstsein seiner Monopolstellung. Wieso wir nicht reserviert hätten, werden wir gefragt, es sehe eng aus mit Plätzen. Wir wollen nur eine Nacht bleiben, was den Rezeptionisten sichtlich erleichtert. Morgen ist Karfreitag, dann beginnen die Ostertage und Irland hat Ferien, da sollte man dringend vorreservieren. Für Belfast wünscht er uns viel Glück, ohne Reservierung wird dort nichts zu machen sein. Didi geht auf Nummer sicher und reserviert problemlos über das mobile Internet zwei Stellplätze für zwei Nächte für je 48,-£.
Direkt vor dem Campingplatz befindet sich eine Bushaltestelle, von wo ein stündlich verkehrender Bus bis direkt ins Herz der Metropole fährt. Wir nehmen den 13:45-Bus und verabreden uns mit Didis Couisin am Trinity College, hier soll es eine mehr als sehenswerte Bibliothek geben, die er auch noch nicht kennt. Der Bus steckt natürlich genau wie wir vorhin im elenden Verkehrschaos fest und so kommen wir erst einmal 20 Minuten zu spät.
Der College-Campus ist überlaufen mit Studenten, aber auch unzähligen Reisegruppen aus aller Herren Länder. Dank Mobiltelefon ist der Cousin schnell gefunden, die Wartezeit für die Besichtigung der Bibliothek beträgt rund eine Stunde – Nummerziehen inklusive. Da unsere Zeit aufgrund des Konzertes am heutigen Abend beschränkt ist und wir gerne noch zur Guinness-Brauerei möchten, verzichten wir auf den Besuch der Bibliothek und schlendern durch das Gewühl und den Lärm der durchweg chaotischen Stadt in Richtung Temple Bar.
Tempel Bar mit seinen Kopfsteinpflasterstraßen und der alten Bausubstanz hat sich seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem hauptsächlich auf Touristen ausgerichteten Partyviertel entwickelt mit vielen Kneipen und Nachtclubs. Für ein gemeinsames Bier steuern wir zielbewusst die wohl bekannteste Bar des Viertels, die gleichnamige Temple Bar, an. Hier ist auch in den Nachmittagsstunden Hochbetrieb, und wir finden nur mit Glück einen Platz für uns Sechs.
Wir genießen unser Zusammentreffen für ein gutes Stündchen, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Der Cousin plant für morgen einen Ausflug in die nahegelegenen Wicklow Mountains, wir sind abends in Belfast mit einem Hockeyfreund verabredet. So verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg zum Guinness Storehouse, dem Besucherzentrum der weltbekannten Brauerei.
Vom Baustil her erinnert Vieles auf dem Weg zum Guinness Storehouse an das New York der frühen Jahre. Kein Wunder, sind doch zum Ende des 19. Jahrhunderts und insbesondere während der großen Hungersnot zwischen 1845 und 1849 weit über zwei Millionen Iren in die USA und dort hauptsächlich in die Gegend um New York ausgewandert.
Die Guinness-Brauerei ist einer der Hauptanziehungspunkte für Touristen in Dublin, und so ist es nicht verwunderlich, dass wir nicht die einzigen Besucher des Guinness Storehouse am heutigen Abend sind. Die frühe Schließzeit um 17:30 sorgt jedoch vermutlich dafür, dass sich der Andrang um diese Zeit durchaus in Grenzen hält und man Zeit hat, sich die Exponate und die Geschichte der Bierproduktion hier in Dublin in Ruhe anzuschauen. Für 25,-€ pro Person wird man auf sieben Etagen einem Museum ähnlich durch die Geschichte und den Herstellungsprozess geführt. Sehr informativ und nett aufgemacht, allerdings hat das Storehouse wenig mit einer traditionellen Brauereiführung, wie wir sie kennen, zu tun.
Die eigentliche Brauerei bekommt man hier nicht zu sehen. Dafür ist im Eintrittspreis ein frisch gezapftes Guinness in der Bar auf dem Dach des Gebäudes, von dem man einen herrlichen Rundblick über ganz Dublin hat, inklusive. Ein schönes Feature hier sind die auf die Fenster geschriebenen Hinweise und Beschreibungen der Dinge, die man von hier oben erkennen kann.
Langsam werden wir hungrig, also schlendern wir zurück Richtung Innenstadt. Unterwegs kommen wir an einem kleinen Café vorbei, dessen Karte vielversprechend aussieht. Das Essen ist super, das Guinness schmeckt auch hier und draußen versucht ein Hund am Lenkrad eines PKW in eine Parklücke zu rangieren. Ach nee, der sitzt ja nur auf der „falschen“ Seite, das Lenkrad ist hier ja auf der rechten Seite…
Von den Eishockey-Playoffs in Nottingham her kennen wir einen Fan aus Belfast, der auch jede Playoffs vor Ort ist und sich auch sonst bei vielen Hockeyspielen und Fantreffen in Deutschland und Europa blicken lässt. Dieser riet uns zu einem gemütlichen Pub abseits der großen Touristenströme. Hier wollen wir den Abend ausklingen lassen, schließlich ist morgen auch noch ein Tag und wir sind schon seit kurz nach fünf heute morgen auf den Beinen.
Selbst an einem Donnerstagabend wimmelt es auf den Straßen Dublins von Menschen, wir lassen Temple Bar links liegen und fragen Google nach dem kürzesten Weg, welches uns prompt durch verschlossene Einkaufspassagen schicken möchte. Dennoch finden wir den Pub, er ist ziemlich voll, doch wir finden mit Glück noch drei Plätzchen und trinken – Überraschung – ein kühles Guinness. 😉
Inzwischen ist es 22 Uhr, wir haben gerade den Bus verpasst und müssen eine gute Stunde auf den Letzten warten. Wir nutzen die Zeit für einen abendlichen Bummel durch das Touristengewusel in Temple Bar. Aus jedem Pub erklingt tolle Musik, die Iren (bzw. die Touristen… 😉 ) sind tatsächlich ein Partyvolk, und das am Donnerstagabend. Bier hatten wir heute schon genug, morgen wird auch ein langer Tag, und so belassen wir es beim Gucken. Ganz vielleicht kommen wir ja irgendwann einmal wieder.
Impressionen aus Temple Bar
Wir finden die richtige Bushaltestelle und genießen die Fahrt im zum Campingplatz in der ersten Reihe des Doppeldeckers. Gegen Mitternacht sind wir endlich im Bett, den Wecker stellen wir uns auf neun Uhr morgen früh. Dann soll das einwöchige „Abenteuer Irland“ richtig starten.