Ein Tag auf der Isle of Man
Mittwoch, 17.04.2019
Heute morgen ist erst einmal Ausschlafen angesagt. Gegen halb zehn ist es draußen noch sehr frisch, die Temperaturen bewegen sich im unteren einstelligen Bereich. Es ist diesig, aber die Sonne gibt ihr Bestes, den Weg zur Isle of Man zu finden. Die Dusche ist angenehm heiß, dafür gibt es im Sanitärhaus keine Heizung. Zum Glück hat der Feuerwehrmann in der Zwischenzeit Kaffee aufgesetzt.
Unser erstes Ziel soll heute das Great Laxey Wheel, das größte noch in Betrieb befindliche Wasserrad Europas, sein. Laut Google Maps gibt es an der Zuwegung ein kleines und gutes Café, wo wir frühstücken könnten. Gegen halb elf machen wir uns zu Fuß wieder auf den Weg in die kleine Stadt.
Am Bahnhof von Laxey herrscht gerade Hochbetrieb, die ersten Touristen sind gerade mit dem 1894 gebauten Zug der Manx Electric Railway aus Douglas angekommen und wuseln touristenlike quer über den Bahnhof, um kurze Zeit später mit der Snaefell Mountain Railway auf den höchsten Berg der Isle of Man zu entschwinden.
Unterdessen gehen wir weiter Richtung Laxey Wheel, das von Google angepriesene Café suchen wir jedoch vergeblich. Macht nichts, dann schauen wir uns halt erst das große Wasserrad an.
Das Great Laxey Wheel ist eine ungewöhnliche und imposante Erscheinung, mit seinem Durchmesser von stolzen 22,1 Metern ist es bereits von Weitem sichtbar. Über ein langes Gestänge treibt das 1854 erbaute Wasserrad etwa 200 Meter bergwärts eine Wasserpumpe an, die das immense Grundwasseraufkommen aus der alten, bis zu 670 Meter tiefen Great Laxey Mine, einer ehemaligen Silber, Zink und Eisenerzmine, pumpt. Die einst bedeutende Mine wurde 1929 geschlossen, die an der Oberfläche befindlichen Ruinen kann man auf einem kleinen Rundweg erkunden.
Am unteren Ende ist der Beginn eines der Stollen noch erhalten. Auf dem rund 30 Meter langen Stück bekommt man einen guten Eindruck davon, wie massiv das Wasser in die Mine gedrückt haben muss. Mit gut 1.100l Förderkraft pro Minute hatte das Great Laxey Wheel alle Hände voll zu tun, die Mine halbwegs wasserfrei zu halten.
Das Wasserrad selber kann über eine sehr schmale Wendeltreppe bestiegen werden. Von der Plattform über dem Rad hat man einen herrlichen Blick über das Tal des Laxey-Flusses und Teile der kleinen Stadt. Trotz Warnungen des örtlichen Personals stößt sich der Feuerwehrmann beim Aufstieg den Kopf an einem ansich nicht übersehbaren, sehr tief hängenden Stahlträger, Didi grinst schadenfroh. Die Situation soll sich beim Hinuntersteigen genau einmal umdrehen – Didi hat die Beule und der Feuerwehrmann grinst… :/
Am Fuße des Wasserrades hatten wir auf dem Hinweg bereits einen kleinen Pub entdeckt, der auch kleine Snacks auf der Aussenterrasse serviert. Bei inzwischen strahlendem Sonnenschein ist es dort relativ windgeschützt und wir genießen unseren Urlaub bei einem großen Pott Kaffee und leckeren Sandwiches.
Inzwischen ist es Mittag, Zeit, die Bullis zu holen. Den Rest des Tages wollen wir die Insel erkunden, und Didi ist noch immer auf der Suche nach einer Werkstatt für das Didimobil. Der Bulli hat direkt vor der Reise einen neuen Zylinderkopf bekommen, und nach etwa 1.000 Kilometern sollten dringend dessen Schrauben fachgerecht nachgezogen werden.
Am Campingplatz angekommen treffen wir auf John, den Platzwart. Er freut sich, uns zu sehen, wirklich was los sei hier hauptsächlich in der Woche um das Motorrad-Rennen Isle of Man TT. Natürlich besitzt er selber gleich fünf teilweise klassische Motorräder, eines davon steht im Motorradmuseum im Norden der Insel. Und wir müssten unbedingt zum Denkmal von Joey Dunlop, dem wohl bekanntesten Rennfahrer der Isle of Man. Der Ire gewann den Isle of Man TT insgesamt 26 Mal und ist damit ungeschlagener Rekordhalter. Im Jahre 2000 starb er bei einem selbst organisierten Motorradrennen in Tallin.
Über kleinste Nebenstraßen und durch einen fast ausgetrockneten Ford lotst Google uns in bekannter Manier zum Joey Dunlop Memorial am mit über 400 Metern höchsten Punkt des Rundkurses, dem Bungalow. Das angrenzende Motorradmuseum wurde vor Kurzem wegen Asbestfunden geschlossen und nach Ramsey verlegt.
In Douglas soll es eine gute und nette Werkstatt geben, und so machen wir uns als nächstes auf in die zwanzig Minuten entfernte Hauptstadt. Die Straße dorthin folgt größtenteils der TT-Rennstrecke, landschaftlich unheimlich reizvoll gelegen und vom Zustand her in einem für britische Verhältnisse bemerkenswert guten Zustand. Leider fährt das Didimobil bekannterweise nur maximal 95 km/h, denn die Isle of Man gehört neben Nordkorea und deutschen Autobahnen zu den einzigen drei Ländern mit Straßen ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen weltweit. 😉
In Douglas angekommen, beginnt eine kleine Odyssee für das Didimobil auf der Suche nach einer Werkstatt. Die erste Werkstatt würde sich gerne kümmern, doch leider ist die Halleneinfahrt zu niedrig, sodass der Bulli mit seinem Hochdach dort nicht hineinpasst. Der freundliche Tip mit einer befreundeten Werkstatt ist zwar nett gemeint, doch ohne Termin vor Mitte Mai nichts zu machen. Und so kämpfen wir uns von Werkstatt zu Werkstatt und geben nach dem sechsten Versuch entnervt auf, schließlich sind wir hier im Urlaub. Mit Glück kennt unser nordirischer Eishockeyfreund ja jemanden, der dort jemanden kennt- wären auch nur noch 300 Kilometer bis dort…
Inzwischen zeigt sich das Wetter von seiner schönsten Seite. Zwar ist der Wind noch frisch, aber die Sonne macht einfach Spaß. Etwas oberhalb von Douglas entdecken wir einen kleinen Park, von dem aus man einen tollen Blick über die Stadt und den Hafen hat. Gleich daneben befindet sich eine „Camera Obscura„, was genau es damit auf sich hat, können wir leider nicht erkunden, sie hat – wie so Vieles – erst ab Mai geöffnet, wenn mehr Touristen diese kleine, sehenswerte Insel besuchen.
Vorbei an einem Leuchtturm spazieren wir ein Stück entlang der Küstenstraße. Eine Art Burgtor läutet den beginn des Marine Drive ein, einer landschaftlich sehr reizvollen Küstenstraße zwischen der Hauptstadt Douglas und Port Erin an der Südwestspitze der Insel. Seit ein paar Jahren ist die Straße jedoch für den Autoverkehr gesperrt, angeblich weil sie stellenweise zu schmal ist und britische Autofahrer bekannt dafür sind, mit solcherlei „Extremsituationen“ nicht wirklich umgehen zu können…
Dennoch wollen wir Port Erin einen Besuch abstatten. Mit dem Auto sind es gute zwanzig Minuten, alternativ könnte man mit einer kleinen Dampfeisenbahn, der Isle of Man Railway, fahren. In Port Erin kommen wir dann auch fast zeitgleich mit dem Dampfzug an, den man fast überall in dem kleinen Badeort riechen kann.
Was hingegen nicht dort ist, ist das Meer. Ähnlich wie in Cornwall gibt es auf der Isle of Man einen eindrucksvollen Tidenhub, und derzeit ist um die Mittagszeit Ebbe. Der Vorteil ist, dass wir im festen Watt dem Meer gute 300 Meter entgegen gehen können, ohne nasse Füße zu bekommen. Wir genießen die Seeluft und genehmigen uns auf dem Rückweg ein leckeres Softeis an einem der vielen kleinen Läden entlang der Promenade.
Entlang der Westküste treten wir langsam den Rückweg an. Heute abend wollen wir italienisch essen gehen, gegenüber des Hotels von gestern abend hat die Krankenschwester ein italienisches Restaurant ausgemacht, und auch unser Platzwart meinte vorhin, der sei richtig gut.
Über kleine Nebenstraßen erreichen wir gegen 17:30 die kleine Hafenstadt Peel, ein Wegweiser weist zu einem Castle. Dieses befindet sich an der örtlichen Seenotrettungsstation am Ende einer langen Mole, vielleicht ist es aber auch andersherum, dass sich die Seenotrettungsstation neben der Burganlage befindet. Wir parken die Bullis auf der Mole und schauen uns ein wenig um.
Die Burgruine erinnert uns unweigerlich an unsere letztjährige Schottland-Tour. Einen wirklichen Eingang finden wir nicht, aber ein Hinweisschild verrät uns, dass die Burganlage ohnehin bereits vor einer halben Stunde geschlossen hätte. Daher schlendern wir ein wenig um die Burg herum zu einem kleinen Strand.
Der Strand ist übersäht mit bunten Muscheln. Wobei das eher untertrieben ist, der Strand besteht praktisch aus Muscheln. Ein toller und faszinierender Anblick mit dem alten Gemäuer im Hintergrund. Wir suchen uns ein, zwei schöne Exemplare als Andenken.
Neben dem Strand mit den vielen Muscheln befindet sich eine kleine Anhöhe. Didi muss diese natürlich kurzer Hand erklimmen um von weiter oben ein paar schöne Fotos von der Stadt Peel und dem Schloss zu schießen:
Inzwischen ist es schon 18 Uhr durch, Google veranschlagt ausnahmsweise 40 Minuten für den Rückweg nach Laxey. Somit lassen wir das Motorradmuseum in Ramsey für dieses Mal aus, es hätte vermutlich sowieso bereits um 17 Uhr geschlossen oder erst ab Mai geöffnet, und beeilen uns mit dem Rückweg.
Der Italiener scheint vom Personal her tatsächlich ein Italiener zu sein, die Speisen hingegen hauen uns nicht sonderlich von den Socken. Nach dem Essen kehren wir daher noch kurz im Hotel gegenüber auf ein, zwei Bier ein, wobei Didi mit Entsetzen feststellt, dass das lokale Biergebräu ebenfalls grausam schmeckt, und machen uns heute früh auf den Weg ins Bett. Morgen klingelt der Wecker um kurz nach fünf, der Check-In für die Fähre nach Dublin endet bereits um 6:15.