Albanien 2018 – Teil 6: Krujë und das Hinterland

Krujë

Mittwoch, 25.07.2018

Nach dem Raki gestern abend habe ich sehr gut geschlafen, dennoch bruzzelt mich die Sonne um halb neun aus dem Bett. In Hamburg sind es bereits jetzt drei Grad mehr als hier in Kashar, einem Vorort von Tirana, und auch die nächsten Tage soll es hier kühler sein als zu Hause, wo die Hamburger bei bis zu 36°C unter einem Rekordsommer leiden.

Um zehn treffe ich mich mit meinen Freunden am Café, ich möchte dann entweder die Hafenstadt Durrës erkunden oder in die Berge nach Krujë fahren. Am Abend bin ich bereits wieder zum Bier verabredet.

Lastwagen mit 1 PS

Lastwagen mit 1 PS

Ich entscheide mich für Krujë, das liegt in den Bergen eine gute Autostunde von Tirana entfernt und ich hoffe, dass es da oben etwas kühler sein wird als hier. Die Söhne des Barbesitzers und des Kleinbusfahrers haben Ferien und wollen mich gerne begleiten, Papa ist das sehr recht, kann Sohnemann dabei doch sein Deutsch aufbessern.

In der Nähe vom Flughafen gibt es eine kleine Burg oben auf einem Berg. Die Jungs meinen, die sei sehenswert, wissen jedoch nicht, wie man dort hinkommt. Wir versuchen die nächstbeste Straße. Nach rund 500 Metern fast senkrecht ansteigendem Schotterweg dann die Ernüchterung: Sackgasse. Google kennt die Burg vorsichtshalber erst gar nicht, also fahren wir weiter nach Krujë.

Wir nähern uns Krujë

Wir nähern uns Krujë

Ich lerne ein neues albanisches Wort: Fushë. Das bedeutet so viel wie „im Tal“, oder vielleicht „unter“, jedenfalls beginnen viele Orte mit dem Wort „Fushë“. So auch der Ort Fushë Krujë, wo die Straße nach Krujë von der Schnellstraße nach Shkodër abzweigt. „Kruja Tal“, oder eben „Unter-Kruja“.

Die Straße steigt recht schnell an und schlängelt sich malerisch durch Pinienwälder hinauf in den rund 500 Meter hoch gelegenen Ort. Hauptattraktion der 10.000-Einwohner-Stadt Krujë ist die Festungsanlage mit dem Skanderbeg-Museum, welches erst 1982 innerhalb der Festungsmauern errichtet wurde.

Skanderbeg-Museum, Kruja

Kruja, Skanderbeg-Museum, im Hintergrund der alte Uhrenturm der Festungsanlage

Skanderbeg-Museum

Skanderbeg-Museum

Das Skanderbeg-Museum dokumentiert das Leben des albanischen Nationalhelden Gjergi Kastrioti Skanderbeg (1405-1468), der das Land lange Zeit gegen eine Invasion durch die Osmanen verteidigt hatte und weit über die albanischen Landesgrenzen hinaus hoch angesehen war.

Im unteren Teil der Festungsanlage unterhalb des Museums befinden sich nach wie vor einige bewohnte Häuser, eine Tekke, das Ethnographische Museum und die Ruine der Sultan-Mehmed-Fatih-Moschee. Oberhalb des Museums existieren noch große Teile der Festungsmauer und der historische Uhrturm.

Blick auf die alte Festungsanlage mit den Resten der alten Moschee im Vordergrund

Blick auf die alte Festungsanlage mit den Resten der alten Moschee im Vordergrund

Historischer Uhrturm, Festungsanlage Kruja

Historischer Uhrturm, Festungsanlage Kruja

Unterhalb der Festungsanlage befindet sich eine kleine Basarstraße mit für albanische Verhältnisse vielen Souvenir- und Touristenshops. Außerdem gibt es hier viele Restaurants und Cafés. In einem davon genehmigen wir uns ein leckeres Mittagessen: Die Jungs essen jeder eine Pizza, Didi hat Hunger auf Nudeln, dazu jeweils ein großes Kaltgetränk für jeden. Am Ende zeigt die Rechnung keine 12,-€ an diesem überwiegend auf Touristen ausgerichteten Ort.

Basarstraße, Krujë

Basarstraße, Krujë

Die vorbildlich renovierte Basarstraße aus dem 19. Jahrhundert spiegelt den Baustil der Berggegend hier wieder und ist alles andere als überlaufen, obwohl bereits etliche, hauptsächlich einheimische, Touristen den Weg hier nach Krujë gefunden haben.

Basarstraße, Krujë

Basarstraße, Krujë

Einer der Jungs hat inzwischen in Erfahrung bringen können, wie man zu der Burgruine in der Nähe des Flughafens kommt. Wir verlassen Krujë wieder, was durchaus einen zwei- bis dreistündigen Abstecher oder Halbtagesausflug wert ist, und machen uns auf die Suche nach der Zufahrtsstraße, die wir dank des Kleinbusfahrers Hilfe dieses Mal auf Anhieb finden. Viel ist von der Burg von Preza (Kalaja e Prezës) nicht mehr erhalten, von unten sah es nach mehr aus. Dennoch hat man von hier oben einen fantastischen Blick auf Fushë-Kruja, den Flughafen von Tirana und die Hauptstadt selbst.

Uhrturm der Burg von Preza

Uhrturm der Burg von Preza

Blick von der Burg von Preza, in der Mitte der Flughafen, im Hintergrund Tirana

Blick von der Burg von Preza, in der Mitte der Flughafen, im Hintergrund Tirana

Es ist 15 Uhr, die Sonne sorgt für Temperaturen über 30°C (aber immer noch kälter als in Hamburg…) und irgendwie hat keiner von uns noch wirklich Lust, nach Durrës zu fahren. Also setze ich die beiden Jungs zu Hause ab und fahre zum Chillen zum Campingplatz zurück. Ich mache ein kleines Nickerchen, bevor ich von einem miesen, fiesen und niederträchtigen Gewitter geweckt werde, welches sich nach kurzer Zeit wieder verzieht und zwar keine wirkliche Abkühlung, dafür aber einen wunderschönen Regenbogen hinterlässt.

Nach dem Gewitter, Camping Tirana

Nach dem Gewitter, Camping Tirana

Am Abend treffen wir uns mit mehreren Leuten und einem Wellensittich in einer kleinen Bar in der Nähe des Campingplatzes, schließen neue Freundschaften und lassen den Tag mit dem ein oder anderen Bier und Raki ausklingen.

Durstiger Wellensittich

Durstiger Wellensittich

Die andere Seite Albaniens

Donnerstag, 26.07.2018

Der Abend gestern war wieder mal viel zu lang dafür, dass die Sonne mich um kurz nach acht schon wieder aus dem Bett bruzzelt. Aber egal, schließlich soll heute die Erkundungstour der mir bislang unbekannten Regionen Albaniens beginnen. Auf Instagram folge ich zwei Profilen aus Burrel und aus Peshkopia, und auch wenn die dort geposteten Beiträge sich irgendwie immer ähneln, so haben diese beiden eigentlich komplett untouristischen Orte meine Neugierde geweckt.

Happy Birthday, Junior. :)

Happy Birthday, Junior. 🙂

Um zehn ist das Didimobil startklar. Der Barbestitzer ist mit seiner Familie heute für eine Woche in Urlaub nach Sarandë gefahren, ich habe versprochen, auf dem Rückweg noch einmal vorbeizuschauen. Ausserdem hat der Sohn heute Geburtstag, er wird endlich 18. Kurz nachdem ich die Autobahn verlasse, komme ich an einem Eingangsportal mit zwei mächtigen Löwenstatuen vorbei. Da der Sohn nicht nur vom Sternzeichen her Löwe ist, sondern diese Tiere auch zu seinen absoluten Lieblingstieren zählt, lege ich eine Vollbremsung ein um ihm herzliche Geburtstagsgrüße zukommen zu lassen. Überlaufenes Amsterdam statt faszinierendes Albanien: Er weiss gar nicht, was ihm entgeht. 😉

Tunnel im Tal der Mat

Tunnel im Tal der Mat

Der direkte Weg nach Burrel führt über Krujë und weiter durch das Skanderbeg-Gebirge. Berichten zufolge soll die ab Krujë unbefestigte Staatsstraße SH38 jedoch entweder in einem katastrophalen Zustand oder sogar gar nicht befahrbar sein, Google veranschlagt für die 75 Kilometer gute 2,5 Stunden, der „Umweg“ Über Milot sei fast eine Stunde schneller. Ich entscheide mich für den „Umweg“. Nach einer halben Stunde ist Milot erreicht, am Zusammenfluss der Flüsse Mat und Fan biege ich auf die SH6 ins Tal der Mat ab.

Shkopet-Stausee am Fluss Mat

Shkopet-Stausee am Fluss Mat

Der Mat-Fluss verläuft hier im Skanderbeg-Gebirge in einer kleinen Schlucht und wird durch einen Staudamm seit 1960 zum Shkopet-Stausee aufgestaut. Der Staudamm ist von der Straße her nicht einsehbar, da die Straße an dieser Stelle durch einen kurzen Tunnel verläuft.

Entlang des Mat

SH 6 entlang des Mat

Die Staatsstraße SH6 ist in einem annehmbaren Zustand und schlängelt sich malerisch immer entlang des Flusses bzw. des Stausees. Unweigerlich erinnert mich die Landschaft an die Strecke entlang der Enns in Österreich, über die ich vor ein paar Tagen erst gefahren bin. Bloß dass das Wasser des Mat viel grüner und die wenigen Brücken über den Fluss viel abenteuerlicher sind.

Hängebrücke über den Mat

Hängebrücke über den Mat

Unterwegs erspähe ich tief unten am Fluss eine alte, abenteuerliche Hängebrücke. Auf der gegenüberliegenden Flussseite stehen drei einzelne Gehöfte, sodass man davon ausgehen muss, dass die Brücke tatsächlich noch genutzt wird. Ich lasse das Didimobil am Straßenrand stehen und klettere den steilen Pfad hinunter zum Fluss.

Hängebrücke über den Mat, Albanien

Hängebrücke über den Mat, Albanien

Die Stahlseile sind allesamt verrostet, etliche Holzplanken fehlen bereits oder machen einen recht morschen Eindruck. Ich überlege, ob ich als Mutprobe versuchen soll, auf die andere Seite zu gelangen, entscheide mich aber relativ schnell dagegen – schließlich bin ich alleine und niemand könnte mir hinterherschwimmen, sollte die Brücke aus unerfindlichen Gründen unter mir zusammenbrechen. 😉

Fruchtbare Ebene im Tal des Mat

Fruchtbare Ebene im Tal des Mat

Auf der Landkarte weckt der kleine Ort Ulëz mein Interesse. Am Ende einer kurzen Stichstraße liegt der Ort am Ulza Reservoir unmittelbar an der 1957 von sovjetischen Spezialisten errichteten Staumauer. Als ich von der SH6 auf die Stichstraße einbiege, stehen zwei ältere Herren am Straßenrand und wollen nach Ulëz. Ich halte an und nehme die beiden spontan mit. Die Straße nach Ulëz wird gerade erneuert, der Ort selber sei bereits komplett saniert worden, erzählt einer der Beiden mit Händen und Füßen.

Nach rund zehn Minuten über die sehr steile Straße erreichen wir Ulëz, und die beiden Herren wollen mich unbedingt auf einen Kaffee einladen. In dem kleinen Café unter schattenspendenden Bäumen oberhalb des Stausees trinken wir einen dieser tollen, kleinen Kaffees, als sich ein weiterer Herr dazugesellt, der überraschend gut deutsch spricht. Er heisse Ivo und habe mal für ein paar Jahre in der Nähe von Frankfurt gelebt, erzählt er.

Ulas-Stausee, Ulëz, Albanien

Ulas-Stausee, Ulëz, Albanien

Die beiden älteren Herren bedanken sich noch einmal ganz herzlich dafür, dass ich sie mitgenommen habe und verabschieden sich, Ivo bietet an, mir eine kleine Tour durch das Dorf zu geben. Wir fahren hinunter an den Stausee, es ist unglaublich ruhig hier. 600 Menschen leben hier in Ulëz, 50 von ihnen haben Arbeit, die meisten davon im Kraftwerk. Es gibt einen modernen Basketballplatz und einen Bolzkäfig im Ort, die Schule allerdings ist bereits vor vielen Jahren geschlossen worden.

Ortsmitte, Ulëz

Ortsmitte, Ulëz

Wir fahren zurück in den Ort und trinken einen weiteren Kaffee. Wovon die Menschen hier leben, möchte ich wissen. Etliche Menschen hier bauen Cannabis an, erzählt Ivo, dessen Sohn in Belgien wohnt, ganz offen. Es sei verboten und werde seit Jahren immer strenger kontrolliert, aber was solle man machen?

Und wie sieht es mit dem Tourismus aus? Es gebe ein Hotel, und ein Zweites werde gerade neu gebaut, aber Gäste verirren sich hier nur selten her. Dabei wäre Ulëz ein Traum für gestresste Großstädter, die einfach mal ein paar Tage komplett abschalten wollen. Potenzial hätte der Ort auf jeden Fall.

Blick von der Staumauer in Ulëz auf die Schlucht des Mat

Blick von der Staumauer in Ulëz auf die Schlucht des Mat

Drei Stunden habe ich nun in dieser absoluten Abgeschiedenheit verbracht, und ich möchte ansich noch weiter nach Burrel oder Peshkopia, je nach dem, wo ich einen Campingplatz finde. „Burrel lohnt sich nicht“, sagt Ivo, aber er würde mir gerne noch das Kraftwerk zeigen. Ich nehme ihn mit zum Ortsausgang, wo sich die Staumauer befindet. Der Wachmann ist schnell überredet, dass wir einen Rundgang über die Mauer unternehmen können, und auch Fotos schiessen sei kein Problem. Man kennt sich eben in Ulëz.

Staumauer und Wasserkraftwerk Ulëz

Staumauer und Wasserkraftwerk Ulëz

Ein wenig wehmütig verabschiede ich mich von Ivo und verlasse Ulëz. Über eine stattliche Betonbogenbrücke folge ich wieder der SH6 Richtung Burrel. Die Straße ist sehr kurvenreich, und an etlichen Stellen wird gebaut. Gute 40 Minuten benötigt man für die 22 Kilometer bis Burrel.

Betonbogenbrücke bei Ulëz, Albanien

Betonbogenbrücke bei Ulëz, Albanien

Schilderwald

Schilderwald

Der 10.000-Einwohner-Ort Burrel war einst das Zentrum des albanischen Bergbaus, der seit dem Ende des Kommunismus fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. Im Vergleich zu anderen Städten, die ich inzwischen kennengelernt habe, wirkt Burrel auf mich etwas trist und steril, und so belasse ich es dabei, die Stadt auf der Hauptstraße einfach nur zu durchqueren. Ausserdem hatte ich heute bereits genug Kaffee und die Uhr zeigt bereits halb fünf.

Zentraler Platz, Burrel, Albanien

Zentraler Platz, Burrel, Albanien

Burrel liegt auf einem Hochplateau, ich folge der SH6 hinunter zum Fluss. Hier überquert eine Brücke den Mat, anschließend gabelt sich die Straße. Rund 70 Kilometer sind es noch bis Peshkopia, Google veranschlagt drei Stunden, wenn man links herum fährt und zwei Stunden für die etwas längere Straße nach rechts. Ich entscheide mich für die schnelle Route, gibt es in die Richtung doch sogar einen Wegweiser zu einem Campingplatz.

Staatsstraße SH6 zwischen Burrel und Klos

Staatsstraße SH6 zwischen Burrel und Klos

Die Staatsstraße SH6 verläuft östlich von Burrel im Tal der Mat. Sie weist zwar wesentlich weniger Kurven auf als das Stück von Milot bis Burrel, dafür verschlechtert sich ihr Zustand rapide. Den Orten und Dörfern entlang der Strecke merkt man an, dass man sich in einer der ärmsten und strukturschwachsten Regionen des Landes befindet.

Klos, Albanien

Klos, Albanien

Der ausgeschilderte Campingplatz liegt mitten im Nirgendwo auf dem Hof einer alten Kirche. Ausser mir ist kein einziger Camper weit und breit zu sehen, ein paar kleine Kinder sind dafür um so aufgeregter, als sie das Didimobil erblicken. Dennoch drehe ich um, die Umgebung ist mehr oder weniger tot und es ist erst 17 Uhr. Tut mir zwar irgendwie leid für die Kleinen, aber ich werde doch versuchen, bis nach Peschkopia zu kommen.

Als ich durch den nächstgrößeren Ort Klos komme, ruft mir ein junger Albaner freudig „Deutschland!“ zu und winkt. Ich stoppe kurz und er kommt zum Didimobil. Er freut sich, ein deutsches Kennzeichen zu sehen, er hat mal für kurze Zeit im Ruhrgebiet gewohnt und spricht daher etwas deutsch. Wir unterhalten uns fünf Minuten mitten auf der Hauptstraße, inzwischen ist ein Stau von drei bis vier Autos hinter mir. Macht nichts, niemand hupt, man ist auch hier ganz tiefenentspannt bei so etwas. Ich verabschiede mich und löse den Stau dann einfach mal auf. 😉

Nebel bei Fshat, Albanien

Nebel bei Fshat, Albanien

Bei Fshat treffe ich auf die Rruga e Arbërit, den kürzesten Weg von Tirana Richtung Peshkopia und Mazedonien. Für die gut 40 Kilometer bis Tirana veranschlagt Google 2,5 Stunden, für die 109 Kilometer über Milot ebenfalls. Derzeit ist allerdings ein sehr umstrittenes Infrastrukturprojekt im Gange, was den Ausbau der Rruga e Arbërit als internationale Schnellstraße vorsieht, aufgrund der Topographie und des eher geringen wirtschaftlichen Nutzens aber von einem Großteil der Bevölkerung als Prestigeobjekt und Millionengrab angesehen wird.

SH6 bei Fshat, Albanien

SH6 bei Fshat, Albanien

Durch wunderschöne Berglandschaft bahne ich mir den Weg weiter entlang der SH6 Richtung Peshkopia. Im Tal ist bald die neue Streckenführung der Rruga Arbërit zu erkennen, an einzelnen Stellen beginnt man bereits mit den Asphaltierungsarbeiten.

Am Qafa e Buallit (Büffelpass) bei Bulqizë verpasse ich die Abzweigung auf die ab hier in östlicher Richtung bereits teilweise ausgebaute Rruga e Arbërit mangels Verkehrsschildern – oder weil Google die Straße noch nicht kennt. Ich komme an einem Chrombergwerk vorbei, es sieht sogar so aus, als sei es wieder in Betrieb.

Chrombergwerk bei Bulqizë

Chrombergwerk bei Bulqizë

Der einstige Bergarbeiterort Bulqizë mit gut 8.000 Einwohnern leidet enorm unter dem Rückgang der Chromförderung seit Ende des kommuinistischen Regimes 1991. 1948 wurde in Bulqizë Chrom entdeckt und zwei Jahre später mit sovjetischer Hilfe ein großes Bergwerk errichtet, welches jahrzehntelang der Hauptarbeitgeber in der Region war. Seit dem Ende des Kommunismus hat ein Großteil der Beschäftigten ihre Arbeit verloren, auch wurde die Mine mehrmals bereits aufgrund von Sicherheitsaspekten von den Behörden stillgelegt.

Busbahnhof?

Busbahnhof?

Google zeigt mir einen Weg über die Hauptstraße quer durch sie Stadt, welcher sich jedoch vor Ort als Fußgängerzone herausstellt. Hier komme ich nicht weiter und schmeiße das Navi an. In einer Schleife schickt mich die Tante einmal quer durch die Stadt. Die Menschen hier sind arm, die Stadt seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben. Dennoch scheinen die Menschen hier bemüht, mit den wenigen Mitteln, die sie haben, ihre Stadt in Schuss zu halten.

Bulqizë

Bulqizë

Bulqizë

Bulqizë

Bulqizë

Bulqizë

Bulqizë

Bulqizë

Tante Google schickt mich über eine katastrophal schlechte Piste quer über eine Müllhalde. Am Ende hält mich eine Gruppe junger Einheimischer an. Dies sei doch keine Straße, und wieso fährt ein Deutscher hier lang, möchte der eine auf deutsch wissen. „Google sagte das“, erwidere ich, was zu Gelächter auf beiden Seiten führt. Die neue Straße wäre schon vor dem Bergwerk abgebogen, sagt er und möchte wissen, wo ich herkäme. Hamburg, sage ich. Er kenne die Reeperbahn und Sankt Pauli, denn er habe mal ein Jahr lang in Hannover gewoht und war dann ab und an auch mal zum Feiern in Hamburg. Ob mir Albanien denn gefiele, fragt er noch zum Schluss. Und dass ich bitte ganz vielen Leuten von Albanien erzählen solle.

Albanien, zwischen Bulqizë und Peshkopia

Albanien, zwischen Bulqizë und Peshkopia

Ab Bulqizë ist die SH6 in weiten Teilen als Schnellstraße ausgebaut und folgt dem Fluss Zalli in östlicher Richtung bis Maqellara. Hier zweigt die SH44 in südlicher Richtung nach Mazedonien ab, während die SH6 weiter Richtung Norden nach Peshkopia verläuft.

Brücke über den Schwarzen Drin

Brücke über den Schwarzen Drin

Unterwegs eröffnen sich wieder Blicke auf die fruchtbaren Ebenen des Schwarzen Drin, dem die SH6 von Maqellara bis Peshkopia folgt. Erinnert ein wenig an Toskana, würde ich sagen.

Bei Maqellara

Bei Maqellara

Gegen 19 Uhr erreiche ich die 13.000-Einwohner-Stadt Peshkopia. Laut Google gibt es einen sehr zentral gelegenen Campingplatz fast im Zentrum des Ortes. Ich bin skeptisch, finde aber tatsächlich im großen Garten eines Stadthauses einen ausgeschilderten Campingplatz. Die Besitzerin spricht fast kein Englisch, wir unterhalten uns mit Händen und Füßen. Ein holländischer Camper steht bereits auf dem Grundstück, ich darf mich daneben stellen und bekomme sogar Strom.

Brautmoden in Peshkopia

Brautmoden in Peshkopia

Ob ich etwas zu Abend essen möchte, werde ich gefragt. Eine Stunde später ist das Essen fertig, es gibt eine traditionelle Fleischpfanne, Salat und Nudeln. Inzwischen ist noch eine größere Gruppe tschechischer Kanufahrer eingetroffen, und auch ein Schwede gesellt sich auf den Campingplatz. Er ist per Anhalter bis hier her gekommen, er freut sich, dass er im Didimobil sein Mobiltelefon aufladen darf und schlägt sein Zelt neben mir auf. Wir klönen noch lange am Abend, morgen wolle er versuchen, bis nach Griechenland zu kommen, da er am Sonntag bereits mit einer Freundin in Istanbul verabredet sei. Sportliches Programm, aber von dem, was er bis jetzt von Albanien mitbekommen habe, werde er schon sehr bald wiederkommen, sagt er.

Campingplatz in Peshkopia, Albanien

Campingplatz in Peshkopia, Albanien

One Reply to “Albanien 2018 – Teil 6: Krujë und das Hinterland”

  1. Andi

    Hallo, die Gegend Kenne ich sehr gut, Ich fahre seit einigen Jahren fast Regelmäßig die Strecke von Itzehoe bis Gjorice e Poshme bei Bulqiza. Peshkopia gehört da zu meinem Einflussbereich. Im nächsten Jahr werde ich mit Freunden den Schwarzen Drin per Packraft ca 70 Kilometer bis Kukes erkunden.

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