Die Hauptstadt West-Transsylvaniens
Montag, 28.08.2017
Am heutigen Morgen ist Ausschlafen angesagt. Beim Aufstehen merke ich Muskeln, die ich vorher so gut wie gar nicht kannte; wie der Chefkoch überhaupt aus seinem Bett kam, wird für immer ein Rätsel bleiben. Knapp zwei Stunden zügig steil bergab wandern fordert von Flachlandtirolern wie uns halt seinen Tribut. 😉
Nach einem mal wieder vorzüglichen Frühstück – dieses Mal ohne Eier – beschlossen wir, der Heimat einer lieben Eishockeyfreundin einen Besuch abzustatten. Ihre Familie kommt aus Kolín, was in etwa auf halbem Weg nach Prag liegt. Gegen Mittag sind unsere Fahrzeuge startklar und wir starten auf die etwa einstündige Fahrt nach Kolín.
Wie eigentlich immer bei Didimobil-Touren führt die Tour „über Land“ anstatt über die Autobahn, erst recht, wenn diese auch noch Geld kostet. Zwar sind die Landstraßen in Tschechien in einem nicht unbedingt guten Zustand, dafür herrscht dort generell sehr wenig Verkehr, was das Fahren widerum angenehm macht. Und man sieht eben mehr vom Land.
Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir Kolín. In einer kleinen Nebenstraße direkt am Rande der (Alt)stadt finden wir zwei kostenlose Parkplätze und begeben uns auf Erkundungstour. Recht schnell ist die Stadt mit dem zentralen Marktplatz erkundet, im Gegensatz zu Prag sieht man vielen Gebäuden hier ihre bewegte Geschichte noch an. Vermutlich ist die Stadt weit weniger auf Touristen eingestellt als die nahe Landeshauptstadt.
Auf dem Marktplatz herrscht gerade Hochbetrieb, von frischen Ernteprodukten bis zum Trödelkitsch bekommt man alles, was das Herz höher schlagen lässt. Die Frau des Chefkochs ist entzückt und findet einige schöne Souvenirs für zu Hause.
Rund 100 Kilometer entfernt von der Elbquelle hat sich „unser“ Fluss bereits von einem Bach zu einem stattlichen Fluss gemausert und fließt als solcher einmal mitten durch die Stadt. Ob die Elbe hier bereits schiffbar ist, entzieht sich unserer Kenntnis, breit genug wäre sie jedenfalls bereits.
Die Kirche in Kolín besteht aus mehreren Teilen, direkt neben den beiden Haupttürmen befindet sich ein weiterer, eher wie ein Burgturm aussehender Turm, welcher jedoch über einen schmalen Torbogen mit der Kirche verbunden ist. Der Haupteingang der Kirche befindet sich in einem kleinen Garten, der an einer Mauer ohne Zuwegung endet, somit hat das Hauptportal keinen direkten Straßenzugang.
Nach einer kleinen Stärkung bei Kaffee, Kuchen, einem leckeren Trdelník, einer Art süßem, sehr leckeren Baumkuchen, sowie einem herrlichen Softeis erobern wir noch einen Supermarkt und decken uns mit leckerem Staropramen Nefiltrovaný ein, einem sehr leckeren, unfiltrierten Bier, bevor es weiter in die Hauptstadt geht.
Nach einer guten Stunde quer durch das feierabendliche Verkehrschaos der Hauptstadt erreichen wir den mir bereits bekannten Campingplatz am Ende der Moldauhalbinsel und finden zwei herrliche Plätze im Schatten eines großen Baumes.
Wir genehmigen uns ein Bier, der Chefkoch möchte sich am liebsten heute nicht mehr bewegen und wir überlegen ernsthaft, den Abend einfach auf dem Campingplatz zu verbringen. Andererseits braucht man dafür nicht bis in die wundervolle Stadt Prag fahren, und so brechen wir mit einer der letzten „Fähren“ des Tages doch noch auf, die Stadt zu erkunden.
Auch bei Nacht sind auf der weltberühmten Karlsbrücke Menschenmassen unterwegs. In dem Bericht von 2015 schrieb ich bereits, Prag nicht wieder im Sommer besuchen zu wollen, und ich weiß jetzt auch wieder, warum. So schön die Stadt auch ist, so unangenehm sind die schier endlosen Massen an Touristen im Hochsommer.
Wir schlendern noch ein wenig durch die Altstadt und genehmigen uns ein Bier auf dem ziemlich leeren Wenzelsplatz, bevor wir mit der U-Bahn nach Hause fahren – und prompt an der falschen Station aussteigen. Tja, war halt der einzige Name, den man sich halbwegs merken kann, wir müssen aber leider eine Station weiter. Gut, wissen wir das nächste Mal. Mit dem taxi geht es zurück zum Campingplatz und direkt ins Bett.
Prag
Dienstag, 29.08.2017
Gegen zehn Uhr wachen wir auf, der Chefkoch hat bereits Kaffee gekocht und ist dabei, seine Eier in die Pfanne zu hauen. Das Wetter sieht vielversprechend aus, auf der ElbMoldau-Halbinsel weht ein leichter Wind, so lässt es sich aushalten. Unsere drei englischen Freunde, die noch bis morgen in Prag weilen, verbringen den heutigen Tag im Zoo, wollen sich aber am Abend mit uns auf ein Bierchen in der Stadt treffen.
Die kleine Fähre von der Halbinsel zur rechten Moldauseite fährt alle Viertelstunde; wir machen uns fertig und nehmen das Boot um 13:15. Im Vergleich zu 2015 ist es inzwischen fast doppelt so groß und sieht fast wie eine richtige Fähre aus – darf aber trotzem maximal 12 Personen befördern, worauf penibel geachtet wird.
Das Fährticket für einen knappen Euro hat eine Gültigkeit von 30 Minuten und berechtigt ebenfalls zur Benutzung aller anderen Verkehrsmittel in Prag. Wir nutzen dies aus und fahren mit der Straßenbahn zur Karlsbrücke und stellen fest, dass diese dort gar keine Haltestelle hat. Auch nicht schlimm, die Brücke ist sowieso schon wieder entsetzlich überlaufen, und so steigen wir an der nächsten Brücke aus und queren die Elbe Moldau.
Auf der linken Moldauseite (Kleinseite) schlendern wir durch die kleinen Gassen auf dem Weg hinauf zur Burg, dem Hradschin. Unterwegs kommen wir an Läden mit allem möglichen Touristen-Nepp vorbei, wovon einige Dinge durchaus fraglich erscheinen:
Beliebt bei Jung und Alt sind in Tschechien Trdelník. An jeder Ecke der Stadt kann man diese leckeren Gebäckrollen mit und ohne Füllung erstehen, und auch wir machen an dem ein oder anderen Stand Halt.
Inzwischen hat die Sonne ihre volle Kraft entfaltet, der Aufstieg hinauf durch die historischen Gassen zur Burg wird langsam schweißtreibend. Dennoch lohnt sich ein Besuch des Hradschins immer wieder, denn man hat von dort einen tollen Blick über die Stadt.
Nach einer kleinen Stärkung bei einem Eiscafé begeben wir uns wieder hinunter in die Stadt und folgen den Touristenmassen über die Karlsbrücke bis zum Rathausplatz in der Altstadt.
Am Rathausplatz geben Performance-Künstler und Musiker ihr Bestes, um die Touristen zu unterhalten – und später abzukassieren. Während des Chefkochs Frau sich einem Pianospieler hingibt, genehmigen wir uns ein 0,4 Liter Bier im vermutlich teuersten Lokal der Stadt für umgerechnet 5,32€ – Blick auf Horden von Touristen inklusive. 😉
Etwas abseits an einem kleinen Park essen wir lecker zu Abend, die Preise sind für Innenstadtlage und Qualität des Essens durchaus angemessen, und treffen hinterher auf unsere englischen Freunde, mit denen wir etwas abseits der Touristenpfade Bier für unter einem Euro für einen halben Liter trinken gehen. Ab 23 Uhr scheint es in der Altstadt jedoch eine Art Sperrstunde zu geben, und so verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg nach Hause.
Auch heute Abend fallen wir sofort ins Bett, so ein Stadtbummel ist halt anstrengend.
Zurück nach Hause
Mittwoch, 30.08.2017
Gestern abend bereits hat sich eine Gruppe VW T2-Bullifahrer auf unseren Campingplatz verirrt. Welch ein toller Anblick für einen Bullifahrer am Morgen. 🙂
Der Chefkoch haut seine restlichen Eier in die Pfanne, ich überlege, ob ich ebenfalls heute nach Hause fahre und wenn ja, welche Route ich nehmen soll. Beim Frühstück überlegen die beiden anderen, zumindest bis zur Grenze über Landstraßen zu fahren und so fassen wir den Entschluss, bis zur Grenze gemeinsam zu fahren.
Um 12 Uhr fahren wir los, der Chefkoch muss morgen wieder arbeiten und wird daher die gesamte Tour bis nach Hamburg an einem Stück fahren. Die Landstraße verläuft größtenteils parallel zur Autobahn und hat nur ein sehr geringes Verkehrsaufkommen.
Im Grenzort Zinnwald werden noch die letzten Kronen ausgegeben, und dann verabschieden wir uns gegen 15 Uhr. Zwar werden wir beide von hier auf die Autobahn fahren, das Didimobil aber nur mit halber Geschwindigkeit – und das ist schon schnell für das Didimobil. 😉
In Dresden wird bei der Umfahrung eines elendigen Verkehrsstaus das Didimobil noch einmal vollgetankt, gegen 19 Uhr ist Berlin erreicht. Die Autobahn ist frei, und so entschließe ich mich, ebenfalls bis nach Hamburg durchzufahren und erreiche meine Heimat ohne weitere Vorkommnisse um halb elf am Abend.
Aus dem geplanten reinen Eishockeywochenende ist spontan ein toller Kurzurlaub mit zwei ganz tollen Menschen geworden. Und unseren englischen Eishockeyfreunden drücke ich für die kommenden Spiele ganz fest die Daumen, mit ganz viel Glück wird es ja etwas mit der zweiten Runde Europa. 🙂
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