Auf nach Kroatien
Donnerstag, 04.08.2016
Slowenien, morgens um sieben: „Bim-Bam, Bim-Bam“. Ach ja, da war ja was. Dennoch habe ich es in keinster Weise bereut, den einen ungeplanten zusätzlichen Tag an diesem wunderbaren Fleckchen Erde zu verbringen.
Frisch geduscht und voller Tatendrang schaue ich mir verschiedene Strecken an, um zu den Plitvicer Seen in Kroatien zu kommen. Die kürzeste mautfreie Strecke führt durch das Hinterland Sloweniens. Die bereits am Morgen hohen Temperaturen verlocken jedoch dazu, einen Abstecher zum Mittelmeer zu machen. Sind auch nur 20 Kilometer mehr, sagt Tante Google.
Bis zur slowenisch-kroatischen Grenze dauert es eine gute Stunde. Es gäbe eine parallele, kostenpflichtige Autobahn; leere Straßen und mediterrane Landschaft entschädigen jedoch neben dem gesparten Geld für die etwas längere Fahrzeit. Bereits etliche Kilometer vor der Grenze tauchen die ersten Wechselstuben auf und künden von der nahenden Grenze. Mindestens zehn Letzte Wechselstube vor der Grenze buhlen um Kundschaft, um heimische Euro zu miesen Wechselkursen in kroatische Kuna umzutauschen. Ich bin faul und tausche 100,-€ in etwas mehr als 700,-Kuna. Die Idee war nicht ganz so prickelnd, wird die Reisekasse später sagen…
Ist Kroatien eigentlich in der EU? Also Euro haben sie scheinbar nicht, und die Schlange an der Grenze ist auch nicht ohne. Etwa 20 Minuten Wartezeit, bis man endlich am Grenzhäuschen ankommt. Ein netter Zöllner möchte kurz einen Blick auf den Perso werfen und schon darf das vierte Land auf der diesjährigen Sommertour betreten bzw. befahren werden.
Ich hatte mich für die Küstenstraße entschieden. Google lotst mich auf kleinen Schleichwegen um Rijeka herum, damit ich ja nicht auf einer der teuersten Autobahnen der ganzen Reise lande. Bei Bakar erreiche ich dann die vielgepriesene Küstenstraße, eine der Traumstraßen Europas.
Ja, schön ist sie größtenteils zu fahren, allerdings im Sommer ziemlich stauanfällig trotz paralleler Autobahn, und der Ausblick auf die recht kahlen, vorgelagerten Inseln Kroatiens ist auch nicht unbedingt Jedermanns Sache. Von daher empfinde ich es als nicht weiter tragisch, dass ich nach einer guten Stunde Fahrzeit bei Zengg die Küste wieder verlassen muss und mich über den 700 Meter hohen Vratnik-Pass landeinwärts orientiere.
In Otočac treffe ich auf einen Lidl. Hier könnte wunderbar die Getränke- und Lebenmittelvorräte aufgefüllt werden. Und es gibt Magnum-Doublechoc. Hier könnte man sogar in Euro zahlen – und das zu einem wesentlich faireren Umtauschkurs als vor der Grenze. Egal, dann gibt es halt ein Eis weniger.
Im Ort Otočac treffe ich dann auch das erste Mal auf sichtbare Spuren des Balkankrieges. Gerade vor dem Hintergrund eines zunehmenden Nationalismusgedanken in vielen europäischen Ländern und der zunehmend ablehnenden Haltung Kriegsflüchtlingen gegenüber ein Anblick, der betroffen macht – obwohl seit weit über einem Jahrzehnt auch in Kroatien wieder Frieden herrscht.
Die Straße erreicht hinter Otočac eine Hochebene. Die leere, relativ gerade Straße erinnert mich ein wenig an die Rocky Mountains, vielleicht Kanada. Sehr entspannend zu fahren, wenn einem bei offenen Fenstern der Fahrtwind sanft um die Nase weht.
Noch 50 Kilometer bis zu den Plitvicer Seen. Vor den Seen soll es einen kleinen, gemütlichen Campingplatz geben. Allerdings ist dort die Frage, wie man am nächsten Tag von dort zu den Seen kommt, da dieser doch etwa zehn Kilometer vom Haupteingang entfernt ist. Direkt am Haupteingang soll es einen sehr großen Campingplatz geben. Den will ich mir erst einmal anschauen.
„Autocamp Korana“ heißt der und ist bereits an den kostenpflichtigen Großparkplätzen vor dem Haupteingang ausgeschildert. Es soll sich herausstellen, dass der Campingplatz sieben Kilometer nördlich des Haupteinganges liegt. Für 15,-€ gibt es freie Platzwahl auf dem riesigen Areal und einen kostenlosen Shuttlebus zu den Plitvicer Seen.
Ich suche mir ein schattiges Plätzchen, versorge das Didimobil mit Strom und mache ein kleines Nickerchen. Am Abend entdecke ich beim Spaziergang auf dem Gelände ein nettes Restaurant mit toller Live-Musik. Bei mittelmäßigem Schnitzel und leckerem Bier lasse ich den Abend ausklingen. Morgen früh um neun Uhr soll der Shuttlebus zum Nationalpark fahren.
Plitvička jezera (Plitvicer Seen)
Freitag, 05.08.2016
Der Wecker klingelte heute morgen um acht Uhr, wollte ich doch den Shuttlebus zu den Plitvicer Seen um neun nicht verpassen. Das Wetter scheint vielversprechend zu werden, bereits jetzt ist es angenehm warm und der Himmel zeigt sich von seiner besten Seite.
Um kurz vor neun warten bereits weit über 200 Menschen an der Rezeption des Campingplatzes auf den einzigen Shuttlebus des Tages. Ich muss sofort an das Buschaos letztes Jahr in der Böhmischen Schweiz denken, wo ebenfalls ein einzelner, viel zu kleiner Bus für viel zu viele Menschen verkehrt. Zum Glück ist hier jedoch alles gut durchorganisiert, und so kommen gleich fünf Busse auf einmal – und es würden bei Bedarf noch weitere hinzugeordert werden.
Nach etwa zehn Minuten erreicht der Bus den Haupteingang 1 des Nationalparks Plitvicer Seen. 24,-€ kostet die Tageskarte, doch dafür heisst es erst einmal mehr als eine halbe Stunde Schlangestehen. Touristenmassen, soweit das Auge reicht.
Bereits direkt nach dem Durchschreiten des Einganges bietet sich dem geneigten Besucher ein grandioser Blick von oben auf unzählige Wasserfälle und smaragdgrüne bis tiefblaue Seen. Ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel.
Über schmale Holzstege werden Besucher entlang der Seeufer und teilweise sogar über die Seen geleitet, größtenteils ohne Geländer oder sonstigen Schutz. Bei dem hohen Besucherandrang manchmal ein ganz schön heikles Unterfangen.
Vom unteren See bis zu den oberen Seen wird so ein Höhenunterschied von über 100 Metern überwunden, wobei die Seen untereinander durch zahlreiche Wasserfälle verbunden sind.
Auf dem mittleren See existiert eine Bootsverbindung zwischen den beiden Enden, welche eine erholsame Alternative zu dem etwa vier Kilometer langen Wanderweg entlang des Ufers bildet. Im Hochsommer kommt es jedoch zu Engpässen mit Wartezeiten von weit über einer Stunde. So stärke ich mich bei vollkommen überteuerten und nicht gerade gut schmeckenden Pommes und einer Cola und nehme den Fußweg entlang des Westufers in Angriff.
Am Ostufer führt ein breit ausgebauter Wanderweg entlang, das Westufer besteht zum großen Teil aus einem engen Trampelpfad und ist aufgrund der Ausbuchtungen des Sees einen guten Kilometer länger. Von daher hat man dort die Möglichkeit, abseits der großen Touristenströme die Natur zu genießen.
Gegen 16 Uhr habe ich nach etwa 15 Kilometern Fußmarsch das obere Ende der Plitvicer Seen erreicht. Von hier fährt eine Art Parkeisenbahn auf der Straße zurück zu den beiden Eingängen. Da der Bus erst um 17 Uhr zurück zum Campingplatz fahren soll, genehmige ich mir am Ausgang noch ein kühles Zitronenbier (so etwa wie Radler, nur erfrischender 🙂 ). Am Abend genieße ich auf dem Campingplatz im Restaurant eine ganz ordentliche, aber viel zu kleine Lasagne und ein weiteres Bier und lausche noch einmal der tollen Band, die dort unter freiem Himmel spielt.
Morgen soll es dann weiter nach Bosnien-Herzegovina gehen, in Jajce soll ein wagemutiger Mensch am Nachmittag den Wasserfall hinunterspringen. Ob man das so glauben soll?
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