Aufbruch nach Slowenien
Dienstag, 02.08.2016
Die Sonne weckte mich heute morgen gegen zehn, der Sommer zeigt sich von seiner schönsten Seite. Der einzige andere Camper ist bereits abgereist, und auch ich mache mich nach der morgendlichen Dusche auf den Weg. Nach einer knappen Stunde Fahrt lege ich beim Restaurant „Zum Goldenen M“ in Wels eine Frühstückspause ein – es soll das letzte Fastfood für die nächsten vier Wochen werden.
Über die gut ausgebaute Bundesstraße B138 geht es weiter gen Süden, immer parallel zur Pyhrnautobahn. Dass Österreich nicht nur aus hochalpinen Bergen besteht, zeigt sich hier sehr deutlich.
Am Pyhrnpass kündigten sich dann endgültig die Alpen an. Anstatt über die kostenpflichtige Autobahn unten durch nimmt das Didimobil die landschaftlich schöne Route immer oben drüber. Vorteil der (Maut)autobahn: Die alten Passstraßen sind schön leer und erlauben ein entspanntes Fahren.
Über die Treibener Straße/Obertauern geht die Fahrt weiter gen Süden, vorbei an Friesach mit seiner sehenswerten Burganlage. Ansehen tue ich sie mir nicht, auf einer nächsten Tour ist diese Gegend aber sicherlich eine Reise wert, gibt es doch noch so viele andere spannende Dinge zu entdecken. Zum Beispiel das Metnitzer Totentanzmuseum.
Über Klagenfurt führt die Strecke dann hinauf zum wunderschönen Loiblpass. Mit seinen engen und steilen Kehren gehört er zwar nicht zu den höchsten Alpenübergängen, aber dafür vermutlich zu den landschaftlich Reizvollsten.
An der Grenze zu Slowenien und damit an einer Grenze innerhalb des Schengen-Raumes haben die Österreicher die Grenzkontrollen wieder in Betrieb genommen. Zum Glück benutzen die meisten Autofahrer den nahe gelegenen Karawankentunnel, sodass es kaum Wartezeiten bei der Grenzabfertigung an einer eigentlich zoll- und kontrollfreien Grenze gibt.
Auf der südlichen Seite des Loibl-Passes befindet sich das kleine Land Slowenien. Auch hier soll die Autobahn Geld kosten, mehr sogar noch als in Österreich. Das Didimobil bevorzugt bekanntlich nicht nur deshalb die Landstraßen, und Tante Google kennt immer wieder interessante „Schleichwege“.
Immerhin lernt man so nicht nur Land und Leute besser kennen, sondern auch Flora und Fauna. An den Baum genagelte Verkehrsschilder sind teilweise der einzige Hinweis, dass man sich vermutlich tatsächlich nach wie vor auf einer öffentlichen Straße befindet:
Inzwischen ist es Abend geworden und Zeit, nach einer Übernachtungsmöglichkeit Ausschau zu halten. In dem kleinen Ort Vrhpolje soll es einen kleinen Campingplatz geben. Von der oberhalb des Ortes verlaufenden Landstraße kann man ihn am rechten Rand bereits erkennen.
Der familiär geführte Platz befindet sich im Garten eines größeren Hauses und ist bereits gut belegt. Dennoch bekommt das Didimobil einen Platz für 10,-€ inkl. Strom und Dusche. Und zur Begrüßung sogar noch einen Wein aus eigenem Anbau.
Sehenswertes Touristenprogramm
Mittwoch, 03.08.2016
So idyllisch der kleine Campingplatz auch liegt, für Langschläfer wie mich ist es gleichzeitig eine Qual: Direkt neben dem Campingplatz befindet sich eine Kirche, deren Pfarrer morgens um sieben meint, an den Kirchenglocken Frühsport ausüben zu müssen. Und weil ihm langweilig ist, klingelt er pünktlich alle 15 Minuten ein bis dreimal die gewaltigen Glocken. :O
Eigentlich wollte ich nur eine Nacht in Slowenien bleiben, doch die herzliche Campingplatzbetreiberin schwärmt für eine Höhlenburg und eine Tropfsteinhöhle in der Nähe. Die müsse man gesehen haben, wenn man schon einmal hier sei, und sie würde mir den Platz auch für die nächste Nacht freihalten. Das Schöne an Roadtrips ist die mögliche Spontaneität, und so lasse ich mich überzeugen, mir in Ruhe Burg und Höhle anzuschauen und abends für eine weitere Nacht wiederzukommen.
Eine knappe Stunde Fahrt auf menschenleeren Landstraßen vom Campingplatz entfernt befindet sich die Höhlenburg Predjama. Seit Jahrhunderten bietet die in eine große Felsenhöhle gebaute und ständig erweiterte Burg Schutz vor Angriffen und gehört zu den größten noch erhaltenen Burgen dieser Bauart.
Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt: Um 9:30 Uhr sind außer mir nur eine Handvoll Touristen vor Ort an der doch relativ abgeschieden gelegenen Burg. Ich besorge mir ein Kombiticket für eine Burgführung UND eine Tour durch die Tropfsteinhöhle in Postojna für schlappe 34,-€. Der Kapitalismus hat auch im neuen Teil Europas Einzug gehalten, und ich bin zugegebener Maßen ein wenig entsetzt ob des stolzen Preises.
Es soll sich dennoch lohnen. Am Eingang gibt es einen Audio-Guide in deutscher Sprache, der einen zu über 20 interessanten Orten in der Burg führt. Ich bin positiv überrascht über die Qualität des Guides: Verständlich, lebhaft und alles andere als trockener Geschichtsunterricht. Da hat tatsächlich jemand viel Liebe und Mühe hineingesteckt. 🙂
In aller Ruhe kann so früh am Morgen die Burg bestaunt werden, welche auch im Inneren mit viel Liebe zum Detail originalgetreu wiederhergerichtet wurde. Eine gute Stunde lasse ich mir Zeit in der nur mit sehr wenigen Besuchern gefüllten Burg.
Anschließend gibt es noch ein Magnum Double-Choc Eis (warum gibt es das eigentlich überall, bloß in Deutschland nicht?), bevor die Fahrt weiter ins neun Kilometer entfernte Postojna gehen soll. Unterwegs begegnen mir auf der schmalen Zufahrtsstraße zur Burg zwei große Reisebusse voller Touristen. Gut, dass der Pastor Frühaufsteher ist.
In Postojna dann ein kleiner Kulturschock: Großparkplätze, so weit das Auge reicht, die meisten bereits belegt. Parken kostet 4,-€; man weiß halt, wie man Touristen das Geld aus der Tasche zieht. Zum Glück habe ich ein Kombiticket, das erspart das Anstehen an langen Schlangen an den Ticketschaltern für die Tropfsteinhöhle. Um zwölf Uhr soll laut meinem gekauften Ticket Einlass sein, Zeit genug, um noch eine kleine Pizza auf der mit Souvenirläden und Cafés gespickten Promenade vor der Höhle zu essen. Auch hier stehen die Preise den heimischen Touristenattraktionen in nichts nach.
Am Eingang zur Höhle befinden sich verschiedene Wartebereiche, fein säuberlich getrennt nach Sprachen. Etwa 20 Deutsche warten bereits auf die deutsche Führung, die englische Führung ist ebenso gut besucht wie die Führung auf Arabisch. Eine große Gruppe Asiaten erscheint nach einigen Minuten zur asiatischen Führung. Eigentlich gibt es kaum eine Sprache, die nicht angeboten wird.
Die Höhle selber ist definitiv einen Besuch wert. Allein die schiere Größe ist umwerfend. Mit einer kleinen Grubenbahn fährt man etwa zehn Minuten lang bereits durch kleine Tropfsteinhöhlen, um Stalagmiten und Stalagtiten herum, bis man eine von vielen riesigen Hallen erreicht, die durchaus mehrstöckige Hochhäuser beherbergen könnten.
Eine gute Stunde dauert die Führung bei konstant 11°C im Inneren der Höhle. Auch, wenn dort im Zehn-Minuten-Takt Touristenmassen durchgeschleust werden und daher leider wenig Zeit bleibt, die atemberaubenden Steinmonumente in Ruhe auf sich wirken zu lassen, so ist es doch die schiere Größe und Weitläufigkeit, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Nach der Höhlenbesichtigung stellt sich draußen eine Art Klimaschock ein. Innen wurde es trotz Pullover und Jacke (ja, manchmal lohnt es sich, sich vorher ein wenig zu informieren… 😉 ) langsam kühl in den Gewölben, draußen knallt die Sonne mit knapp 40°C vom Himmel. Wirklich Lust, noch Neues zu entdecken, macht so ein Wetter auch nicht unbedingt, zumal jeder Ansatz eines lauen Lüftchens fehlt. So mache ich mich am frühen Nachmittag wieder auf Richtung Campingplatz und genieße den „freien“ Nachmittag im Schatten der Obstbäume auf dem Campingplatz.
Gegen Abend, als die Kraft der Sonne etwas nachlässt, unternehme ich noch eine kleine Erkundungstour des verschlafenen Ortes Vrhpolje mit seinen zwei Kirchen und alten, mediterranen Häusern.