Mit dem VW durch den Ford
Dienstag, 05.04.2016
Das inklusive Montag für uns schon verlängerte Playoff-Wochenende war mal wieder viel zu kurz, dafür soll bis zum Wochenende noch eine kleine Südengland-Rundreise anstehen. Unser Chefkoch zaubert dafür wieder einmal ein herrliches englisches Frühstück mit Ei und Schinken. 🙂
Wir velassen Nottingham über die Autobahn gen Süden. Im letzten England-Bericht hatte ich bereits erwähnt, wie sehr die Briten den Bulli lieben, oder?
Unser heutiges Ziel sollen die Cotswolds sein, das Herz Englands. Hier in den sanften grünen Hügeln ist die Zeit vor hunderten von Jahren einfach stehengeblieben, und dem Besucher bietet sich eine Mischung aus Mittelalter und Auenland.
Unseren ersten Stop legen wir im Örtchen Chipping Campden ein. Der Ort präsentiert sich seit der Gründung zwischen 14. und 17. Jahrhundert fast unverändert, wären da nicht die vielen modernen Automobile…
Das Zentrum des langgestreckten Ortes bildet die 1627 errichtete Markthalle. Chipping Campden war im Mittelalter ein wohlhabendes Wollhandelszentrum.
Abseits der Hauptstraße finden sich viele alte, kleine Wohnhäuser, die alle aus lokalem Sandstein errichtet wurden und teilweise noch Reetdächer aufweisen. Hier fühlt man sich tatsächlich ein wenig wie im Auenland bei Herr der Ringe.
Nach einem ausgiebigen Stadtbummel verlassen wir den wunderschönen Ort Chipping Campden wieder und machen uns auf den Weg nach Broadway. Unterwegs passieren wir mehrere kleine Dörfer, wobei in keinem auch nur ein einziges Gebäude steht, welches jünger als 200 Jahre zu sein scheint.
In Broadway, einem touristisch geprägten Örtchen, befindet sich der Broadway Tower, ein 20m hoher Turm im Stile eines Schlosses. Der Turm wurde 1794 errichtet um zu prüfen, ob ein Leuchtfeuer im 35 Kilometer entfernten Worcester zu sehen wäre. War es, und heute bietet der Turm als Aussichtsturm bei gutem Wetter einen Weitblick bis ins 50km entfernte Birmingham.
Ein paar Kilometer weiter liegt der Ort Snowshill, der nur über sehr kleine und schmale Sträßchen zu erreichen ist. Snowshill macht den Eindruck, vor hunderten von Jahren einfach vergessen worden zu sein.
Der nächste Ort entlang unserer Erkundungstour durch die Cotswolds ist Lower Slaughter, ein seit über 1.000 Jahren bewohntes Dorf entlang des Flüsschens Eye.
Bekannt ist Lower Slaughter für seine Wassermühle aus dem 19. Jahrhundert, welche sich durch die Backsteinbauweise deutlich von den Sandsteinhäusern abhebt.
Da der Tag sich langsam dem Ende neigt, begeben wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Bei Google Maps finden wir einen Campingplatz und lassen uns von der unfreundlichen Tante dorthin navigieren.
Wie wir es schon vom letzten Jahr kannten, hatte die Google Maps-Tante jedoch so einige Überraschungen für uns parat: Neben schmalen Feldwegen durch die Hecken lockt sie uns auf eine Straße, an der ein Hinweissschild Ford steht, welches sich uns erst erschließt, als wir vor einem kleinen Bach stehen und es dort lediglich eine winzige Brücke für Fußgänger gibt:
Ford ist das englische Wort für Furt, und weist auf eine Flussquerung ohne Brücke hin. Zum Glück ist der Bach nicht allzu tief, und beide Bullis schaffen die Querung problemlos, Unterbodenwäsche inklusive.
Am Abend schlagen wir unser Quartier auf dem Folly Farm–Campingplatz auf und suchen uns ein Plätzchen, welches durch den tagelangen Regen vor unserer Reise nicht ganz so aufgeweicht zu sein scheint.
Durch Somerset nach Devon
Mittwoch, 06.04.2016
Nach einer regnerischen Nacht verzogen sich am Morgen die Wolken, sodass uns erneut ein perfekter Reisetag bevorstehen soll. Dass Sturm und Regen nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend sein dürften, zeigen eindrucksvoll die windschiefen Bäume am Rand des Campingplatzes.
Leider erwies sich jedoch die Platzwahl als nicht ganz so optimal, und so fährt sich das Didimobil im aufgeweichten Rasen erst einmal fest. Zum Glück hat der Platzwart einen Aufsitzrasenmäher, mit dem er das Didimobil kurzer Hand aus dem Schlamassel befreit.
Unser erstes Ziel soll die dem Didimobil bereits bekannte Cheddar Gorge werden. Gerade von „oben“ kommend ist eine Fahrt hinunter in die Schlucht gleichermaßen überraschend wie beeindruckend.
Da niemandem nach Käsekaufen zumute ist, setzen wir die Tour ohne Stop an den Touri-Souvenirläden im Ort fort, immer entlang der A39 am Südufer des Bristol-Kanals.
Die Engländer indes lieben nicht nur alte VW-Busse, sie lieben es auch, mitsamt ihren Häusern in Urlaub zu fahren. Letztes Jahr hatten wir bereits einen LKW beladen mit einem ganzen Haus getroffen, und auch dieses Jahr begegnet uns unterwegs ein solches doch eher ungewohntes Bild.
In England lohnt es sich, immer mal wieder aus dem Fenster zu schauen, denn irgendwo finden sich immer beschauliche und schöne Motive entlang der Landstraßen. Wie zum Beispiel die Kirche St. Audries entlang der A39 in West Quantoxhead:
Ab dem kleinen Örtchen Porlock beginnt einer der schönsten Straßenabschnitte Englands: Der Porlock Hill mit seinen 25% Steigung bringt einen auf kürzestem Wege hinauf auf die Nordausläufer des Exmoor-Nationalparks, etwa 300m über dem Meeresspiegel. Auf den folgenden knapp 20 Kilometern bis nach Lynton verläuft die A39 auf dieser Hochebene mit tollen Ausblicken aufs Meer und die umliegenden Täler.
Nach einem fast ebenso steilen Abstieg am anderen Ende der A39 erreicht man den Fischerort Lynmouth, welcher im Jahre 1952 von einer großen Flut fast vollständig zerstört wurde.
Lynmouth ist der Hafenort von Lynton, welches sich etwa 150m höher auf den Klippen befindet. Beide Orte bilden eine Einheit und sind seit 1890 durch einen Schrägaufzug, der Lynton and Lynmouth Cliff Railway, verbunden.
Wir unternehmen eine Fahrt mit der kleinen Bahn und erkunden den oberen Ort Lynton, bevor wir uns zurück zum Didimobil begeben und etwas außerhalb des Ortes einen kleinen Campingplatz neben einem urigen englischen Pub finden.
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