Prolog
Auf der letztjährigen Didimobil-Tour zum Großglockner fanden wir bei dem Bulli-Treffen einen Flyer für ein VW-Bus-Treffen in der Nähe von Zürich für 2015. Der „Ziehsohn“ liebt das Didimobil immer noch, ich scheine ihn bislang noch nicht abgeschreckt zu haben, und so erwuchs die Idee, eine weitere Tour in die Berge zu unternehmen mit Zwillikon bei Zürich als Endziel.
Das Bullitreffen soll vom 14.-16.08.2015 stattfinden, die Ferien beginnen bereits drei Wochen vorher. Genügend Zeit, ein Stückchen Welt zu erkunden. Der Sohn möchte gerne in die Sächsische Schweiz, zum Chiemsee und nach Heidelberg, ich möchte unbedingt eine kleine italienische Passstraße befahren. Passt bestens, wenn man eine kleine Rundtour daraus macht, und so wird am Montagmorgen das Didimobil betankt, die obligatorische Kiste Fritz-Kola verstaut und versucht, den einzigen nicht abgelaufenen Kartoffelsalat im Edeka-Regal zu finden.
Auf ins Ungewisse
Montag, 27.07.2015
Mit einer guten halben Stunde Verspätung beginnt die Reise ins Ungewisse. Als erstes zum Sohn, der schon ungeduldig wartet, es allerdings schon kennen müsste, dass die Beladung des Didimobils doch irgendwie immer länger dauert als geplant und sowieso.
Der erste Tag soll uns entlang der Elbe Richtung Süden führen. Kleine, wenig befahrene Straßen entlang vergessener Dörfer lassen sofort Urlaubsfeeling aufkommen.
Unseren ersten Stop legen wir an der alten Eisenbahnbrücke bei Dömitz ein. Die Brücke wurde im zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und aufgrund der deutsch-deutschen Teilung nicht wieder aufgebaut. Seitdem steht sie als Mahnmal quer über der Elbe und den Elbauen.
Diese dünnbesiedelte Region Deutschlands zieht nur sehr wenige Touristen an, insgesamt gibt es auf ungefähr 100 Elbkilometern nur eine einzige Brücke und zwei kleine Fähren. Dies wird einer der Gründe sein, warum die Bahnstrecke auch nach der politischen Wende nicht wieder aufgebaut worden ist. Während unseres zwanzigminütigen Aufenthaltes treffen wir keine Menschenseele. Dafür zieht am Horizont eine Gewitterfront auf.
Wir fahren weiter gen Süden, das Gewitter immer im Schlepptau. Eigentlich wollen wir versuchen, bis in die Nähe von Halle/Leipzig zu gelangen; da das Didimobil aber langsamer ist, als man immer denkt, schaffen wir es bloß bis nach Schönebeck(Elbe) bei Magdeburg.
Vielleicht liegt es aber auch an dem Wegweiser, dem unsere volle Aufmerksamkeit zu Teil wird und weshalb wir uns entschließen, dort zu bleiben. 😉
Der Stellplatz in Schönebeck liegt in einem verlassenen Hafengebiet direkt an der Elbe, was ihm eine ganz besondere Stimmung verleiht. Er ist sehr einfach gehalten, aber sauber. Obwohl wir fast die einzigen Gäste zu sein scheinen, bekommen wir am provisorischen Imbisswagen noch eine leckere Wurst mit Kartoffelsalat und ein leckeres Bier für günstig Geld. Während des Essens erreicht uns dann das kurze, aber kräftige Gewitter.
Auf ins Tal der Ahnungslosen
Dienstag, 28.07.2015
Die erste Nacht im Didimobil ist in jedem Urlaub die Schönste. Wir schlafen bis weit nach 10 Uhr, bis und das leise Plätschern der Elbe und ein paar Wasservögel sanft wecken. Herrlich, so ein ausgeschlafener Urlaubsmorgen.
Zum Frühstücken fahren wir nach Magdeburg in ein großes Einkaufszentrum, wo der Sohn noch einen Filter für seine Kamera besorgen kann, bevor wir uns diesmal über die Autobahn auf den Weg ins Elbsandsteingebirge begeben.
Unterwegs machten wir einen kleinen Toilettenstopp am wohl schönsten Toilettenhäuschen an deutschen Autobahnen:
Leider gibt es seit einigen Wochen Regionen in Deutschland, in denen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenhass stark zugenommen haben. Eine dieser Keimzellen des erstarkenden Rechtsradikalismus ist die Region um Dresden, insbesondere der Vorort Freital. Wir entscheiden uns daher, unser Übernachtungsquartier außerhalb der sächsischen Landesgrenze aufzuschlagen.
Zu DDR-Zeiten nannte man diese Gegend übrigens „Tal der Ahnungslosen“, weil in den Gebieten südlich und östlich von Dresden kein West-Fernsehen mehr empfangbar war. Heute scheint es, als hätten die Menschen dort noch immer keine Ahnung.
Unterwegs passieren wir noch den wunderschönen Ort Hohnstein mit der alten Burg.
Von Hohnstein aus überqueren wir abends die Grenze nach Tschechien in die Böhmische Schweiz, wo wir im Internet einen Campingplatz für 9,-€ pro Person inklusive Halbpension gesehen hatten.
Der Campingplatz ist gut belegt und wir haben Glück, denn es ist noch ein einziger WoMo-Stellplatz verfügbar. Sogar Abendessen bekommen wir noch, obwohl es bereits 20 Uhr ist. Es gibt Knoblauchsuppe und ein Gericht mit böhmischen Knödeln. Geschmacklich eher naja, aber für den Preis kann man wirklich nicht klagen. Mit einem halben Liter einheimischer Braukunst für 70 Cent lassen wir den Abend in der Einsamkeit ausklingen.