Croeso y Cymru – Willkommen in Wales
Dienstag, 07.04.2015
Der Morgen beginnt genauso schön, wie der vorherige Tag endete: Mit Sonnenschein anstatt des zu Hause angekündigten Dauerregens.
Auch, wenn wir uns bereits in Wales befinden: Heute soll es hinein gehen in die einsame Bergwelt dieses wunderschönen Teils der britischen Hauptinsel. Erster Stop ist das Ponderosa Café am Horseshoe Pass auf etwas über 400m Höhe mit einem fantastischen Blick auf die walisische Bergwelt.
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Ponderosa Café passiert dann das, was nicht hätte passieren sollen: Wir kommen vom rechten Weg ab. Immer nur Hauptstraße ist ja langweilig, also wie immer ohne Navi einfach der Nase nach. In der Nähe von Llanderfel treffen wir auf eine Wegegabelung mit einer für die Gegend so typischen Steinbrücke. Wir parken das Didimobil und bewundern diese alte Baukunst.
Da in England generell nur die direkt nächsten Dörfer, aber niemals die nächstgrößeren Städte ausgeschildert sind, und zu allem Überfluss in dieser Gegend absolut kein mobiles Internetsignal zu finden ist, fragen wir zwei Bauarbeiter der nationalen Straßenbaubehörde, die gerade mit Instandhaltungsarbeiten an der Brücke beschäftigt sind, nach dem Weg nach Bala. Leider kennen die sich genauso wenig in der Gegend aus wie wir, haben ebenfalls kein Internet und natürlich auch keine Landkarte. Woher die wissen, dass sie die richtige Brücke reparieren, wird uns für immer ein Rätsel bleiben.
Wir versuchen unser Glück, und entscheiden uns für die westwärts führende Straße. Gut ausgebaut führt sie uns über das karge walisische Hochland. Die einzigen Lebewesen, die wir unterwegs treffen, sind zwei ortskundige Schafe, die uns bei der Wegfindung jedoch nicht wirklich behilflich sein wollen.
Irgendwann gibt es dann wieder Internet, sodass wir doch noch den richtigen Weg zum höchsten Wasserfall von Wales einschlagen können. Diesen muss man kennen, denn ohne Ausschilderung ist der Weg vorbei an Drachenverkäufern kaum zu finden.
Der Pistyll Rhaeadr, wie der Wasserfall heißt, liegt am Ende einer sehr schmalen, etwa sechs Kilometer langen Sackgasse. Gut also, dass sämtliche Ausschilderung fehlt, sonst gäbe es hier vermutlich ab und an ein kleines Verkehrschaos.
Inzwischen ist es 15 Uhr, und so machen wir uns auf Richtung Snowdonia. In England werden Straßen in vier Kategorien eingeteilt: A bis D. Die A-Straßen entsprechen in etwa unseren Bundesstraßen und sind größtenteils autobahnähnlich ausgebaut, die B-Straßen sind vergleichbar mit unseren Landes- und Kreisstraßen und erfüllen nur regionale Funktionen. Empfohlen wird von Engländern selber, möglichst ausschließlich A-Straßen zu benutzen und weitestgehend auf B-Straßen zu verzichten. C- und D-Straßen seien immens gefährlich und sollten auf keinen Fall benutzt werden.
Die B-Straßen, die wir im Snowdonia Nationalpark nutzen, sind alles andere als „gefährlich“. Fast kein Verkehr und atemberaubende Hochgebirgslandschaft, obwohl man sich lediglich auf einer Höhe von knapp 500 Metern befindet.
Die B-4406 über Carrog nach Penmachno erscheint uns dann schon eher wie eine der „unpassierbaren“ C- oder D-Straßen. Während der gesamten Fahrt sollen wir – abgesehen von den obligatorischen Schafen am Wegesrand – die einzigen Reisenden auf dieser einspurigen Straße bleiben.
Nachdem wir am Ende der Straße noch die Conwy Falls-Wasserfälle besichtigt hatten, machen wir uns auf den Weg nach Convy. Hier solle es mehrere Campingplätze geben.
Unsere Erfahrung vom letzten Abend soll sich hier leider wiederholen. Entweder sind die Campingplätze elitären Club-Mitgliedern vorbehalten, sie existieren nicht oder schliessen die Schranken bereits um 17 Uhr. Nach langer Suche werden wir schließlich am Ende eines kleinen Tales in Rowen fündig.
Ein Bauernhof mit Camping-Wiese, doch leider niemand vor Ort. Gerade, als wir wieder fahren wollen, kommt die Besitzerin des Cefn Cae-Campingplatzes und fragt, ob sie uns helfen könne. Eigentlich sei der Platz nur für Mitglieder eines Caravan-Clubs, wir können sie dann jedoch davon überzeugen, dass der ADAC ebenfalls ein toller Campingclub und wir pflegeleicht seien.
Auf dem Weg zum Platz hatten wir bereits am Ortseingang einen Pub erspäht, und da der Sohn dabei ist, krank zu werden, lassen der Jugendfeuerwehrmann und ich ihn in Ruhe schlafen und gehen auf ein Bier (die Küche ist ausgerechnet am heutigen Mittwoch bereits kurz vor unserem Eintreffen geschlossen worden…) in das urgemütliche alte Haus.
Im Sanitärgebäude des Campingplatzes hängt übrigens ein tolles großes Bild mit einem Bulli. Ich hatte erwähnt, wie sehr Engländer… ?