Prolog
Dienstag, 31.03.2015
Die nächste große Tour führt das Didimobil erneut auf die britische Insel. Bei unserem letzten Besuch entstand eine tolle Fanfreundschaft zwischen den Fans der Eishockeyvereine Nottingham Panthers und Hamburg Freezers, und so beschlossen sieben Hamburger Eishockeyfans am ersten April-Wochenende zu den Playoffs der englischen Eishockey-Liga nach Nottingham zu reisen. Die Jugend natürlich stilecht mit dem Didimobil, und da gerade Schulferien sind, dürfen die Beiden hinterher mit „Papa“ Didi noch eine kleine Rundtour durch Wales machen, bis es am Wochenende drauf wieder gen Heimat gehen soll. „Mama“ bevorzugt das Flugzeug. Wie schnell man doch zu einer Familie kommt, wenn das Familienticket günstiger ist als Einzelkarten… 😉
Heute ist der letzte Schultag vor den Ferien. Didi hat bereits gestern das Auto reisefertig gemacht und Proviant aufgefüllt, die Kiste Fritz wird auf auf dem Weg zum Ziehsohn eingekauft. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes: 15 Tage Dauerregen auf der Insel, Orkan bei uns. April eben.
Um 16:00 sind die beiden Jungs eingesammelt. Das Fahren mit dem Didimobil ist heute eine Katastrophe, der Wetterbericht soll mit seiner Orkanwarnung recht behalten. Mehr als 60km/h sind teilweise nicht möglich, etliche LKW bereits von der Autobahn geweht und in den Nachrichten wird von Überflutungen der Hamburger U-Bahn und Unfällen mit umgefallenen Bäumen berichtet. Dennoch wollen wir möglichst weit kommen, da wir am nächsten Tag die Fähre um 17 Uhr gebucht haben – Check-in-Schluss um 16:30.
So fahren wir unter großer Anstrengung immer gegen den Wind bis nach Zwolle, wo wir an einer Marina einen Stellplatz finden. Strom zu bekommen ist hier schwierig, da fast alle Stromanschlüsse unter Wasser oder zumindest nur mit Gummistiefeln oder Schlauchboot erreichbar sind; es stürmt und regnet noch immer und wirklich warm ist es auch nicht. Zu allem Überfluss gibt ausgerechnet jetzt die Standheizung den Geist auf. Da wir weit und breit alleine auf dem Stellplatz sind, lassen wir halt den Motor laufen. Not macht erfinderisch.
Das war knapp
Mittwoch, 01.04.2015
Um neun Uhr klingelt der Wecker. Was das Schlafbedürfnis anbelangt, sind Teenager scheinbar noch viel schlimmer als ich es bin, und so werde ich vorgeschickt, die Duschen zu testen. Als ich gegen 9:30 wieder zum Didimobil komme, liegt unsere Zukunft noch immer im Bett, dabei müssen wir doch um 10 Uhr starten, um die Fähre zu erreichen.
Eine geschlagene Viertelstunde nach geplanter Abfahrt kommen die Beiden endlich aus der Dusche, sodass wir dann auch fast pünktlich loskommen. Frühstück muss warten.
Der Wind lässt ein wenig nach, aus der „steifen Brise“ wurde für den gemeinen Norddeutschen ein „büsch’n Wind“. Alle anderen würden es „Sturm“ nennen. Unterwegs herrscht relativ viel Verkehr, gerade um die Großstädte Utrecht und Antwerpen staut es sich und wir verlieren etwa eine Stunde an wertvoller Zeit. In Gent – so meint Didi – darf man sich durchaus schon einmal in Brügge wähnen und stupide den Autobahnschildern in Richtung Frankreich folgen. Da die Ecke von Frankreich jedoch gar nicht mal so trist aussieht, wie sie es eigentlich sollte (das Didimobil war ja vor einem guten halben Jahr bereits dort), dämmert dem guten Didi langsam aber sicher, dass er sich verfahren haben könnte. Dem ist auch so, noch 135km bis nach Calais und nur noch eine gute Stunde bis zur Abfahrt der Fähre. Wenn wir die verpassen, haben wir drei Stunden Aufenthalt und 75,-€ für das Ticket in den Sand gesetzt.
Das arme Didimobil. Es schafft bei komplett durchgetretenem Gaspedal und Windstärke 8 von vorne knapp 110km/h. Eine Stunde muss es das durchhalten, in Brügge ist dann die gewohnt triste Autobahn nach Calais schnell gefunden und unterwegs werden sich gegenseitig Beschuldigungen für die Verspätung an den Kopf geworfen: Die Kids meinen, es läge an Didis Orientierungssinn, Didi meint, es liege an der Morgenmuffeligkeit der Jungs. Am Ende könnten sowohl die 15 Minuten am Morgen, als auch die 15 Minuten Zeitverlust durch den kleinen Umweg entscheidend sein.
Mit schweißnassen Händen (man muss noch immer ziemlich gegen den Wind anlenken) erreichen wir das Fährterminal um 16:28, zwei Minuten vor Ende des Check-Ins. Und dann das: Stau an der Grenzkontrolle!
An der Grenze kurzer Ausweischeck, Schiebetür auf um zu schauen, ob der Jugendfeuerwehrmann auch tatsächlich so aussieht, wie auf dem Ausweis, und weiter geht es zum Check-In. Ticket vorzeigen, Reihe zugewiesen bekommen und mit einem „vite, vite!“ zur Fähre gescheucht. 16:57 Uhr, der Beladevorgang ist bereits in vollem Gange, hinter uns kommt noch ein Lieferwagen. Dann werden die Schotten dicht gemacht und die Fähre legt pünktlich um 17:00 ab. Uff, Glück gehabt.
Trotz des anhaltenden „büsch’n Wind“ sind die Wellen nicht sonderlich hoch, das Schiff schaukelt gemächlich die 1,5 Stunden nach Dover.
Im Internet hatten wir den kleinen Campingplatz Sunnyside Farm in der Nähe von Chilham ausfindig gemacht. Bei unserer Ankunft gegen 18 Uhr Ortszeit finden wir einen kleinen Hinweis am Zaun mit unserem Kennzeichen und der Bemerkung: Platz 1.
Zum Abendessen gibt es Würstchen mit Gurken-, Nudel- und Kartoffelsalat, anschließend gehen wir auf ein Bier bzw. eine Cola in den nicht weit entfernten urigen, alten Pub, „The George“. Dekoriert mit allem möglichen mittelalterlichen Zeugs versetzt er einen doch um ein paar Jahrhunderte zurück, insbesondere durch die in der Ecke stehende Ritterrüstung.
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