Trondheim und das Übernachtungsproblem
Mittwoch, 03.09.2014
Um acht klingelt der Wecker, draußen ist es ungewohnt hell: Die Sonne scheint. Also raus aus den Federn, Kaffee kochen und draußen frühstücken.
Nach dem Frühstück wird das Zelt ins Auto geräumt und alle Sachen für die Weiterfahrt verstaut. Es ist immer wieder beeindruckend, wie schnell routinierte Menschen ein Zelt nicht nur auf-, sondern anschließend auch wieder abbauen können.
Die heutige Etappe soll uns bis hinter Trondheim bringen, von daher folgen wir der nordwärts führenden Europastraße E6, die anfangs entlang des Gudbrandstales bis nach Dombås dem Fluss Lågen folgt. Hier in Dombås verlässt die E6 das fruchtbare Tal und steigt steil auf die Hochebene des Dovrefjell-Nationalparks an. Das Landschaftsbild hier ist so ganz anders, als man es bisher gesehen hat: Ein weites, eher karges Hochplateau, umrahmt von sanften, schneebedeckten Bergen.
Begleitet wird die E6 auf ganzer Strecke zwischen Otta und Trondheim durch die Dovrebahn, der Bahnstrecke von Oslo nach Trondheim. Viele aufgelassene Bahnhöfe weit ab jeglicher Zivilisation befinden sich am Wegesrand.
Das Wetter ist herrlich. Blauer Himmel, Sonnenschein, aber dennoch kühl hier oben auf 1.000m Höhe. Der Verkehr auf der Hauptverbindungstraße ist nur sehr gering, sodass man stellenweise das Gefühl hat, die einzigen Menschen weit und breit zu sein.
Auch wenn die Straße keine großen fahrerischen Ansprüche stellt, so wird es doch nie langweilig. An dieser grandiosen Landschaft kann man sich stundenlang sattsehen, ohne dass es langweilig wird.
Weitere kleine Pausen werden eingelegt. Das könnte auch Kanada sein. Oder vielleicht Alaska. So jedenfalls stellen wir uns diese Regionen auf benachbarten Kontinenten vor: Weit, kark, kalt.
Ab Hjerkinn beginnt der sanfte der Abstieg vom Dovrefjell hinunter nach Trondheim. Langsam nähert sich die Baumgrenze und die ersten Siedlungen zeugen davon, doch noch nicht am Ende der Zivilisation gewesen zu sein.
Die Anfahrt auf Trondheim ist eher unspektakulär. Durch Industriegebiete und Wohnsiedlungen gelangt man auf autobahnähnlich ausgebauten Schnellstraßen ins Zentrum der drittgrößten Stadt Norwegens, wo wir in der Nähe der Sportanlagen von Trondheim Spektrum einen günstigen Parkplatz im Wohngebiet finden.
Zwei Stunden müssen reichen, schließlich wollen wir noch etwa eine Stunde weiter Richtung schwedischer Grenze fahren und uns dort dann einen Übernachtungsplatz suchen. Also muss das Standard-Touristenprogramm herhalten.
Als erstes geht es zum Nidarosdom:
In direkter Nachbarschaft zum Nidarosdom liegt die Holzbrücke Gamly Bybroen, die „Alte Stadtbrücke“. Gebaut im Jahre 1862 verbindet sie das Zentrum mit dem alten Hafenviertel und der Festung Kristiansten Fort.
Eine Besonderheit auf dem Weg hinauf zur Festung dürfte der „Fahrradlift“ auf der Straße „Brubakken“ sein. Auf 130m Länge hilft er Fahrradfahrern, einen Höhenunterschied von 23m zu überwinden.
Die Festung Kristiansten liegt etwas oberhalb der Stadt. Von hier hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt und den Trondheimfjord.
Gegen 18 Uhr verlassen wir Trondheim wieder. Unser Plan sieht vor, über die Autobahn bis nach Stjørdal zu fahren, wo der Flughafen Trondheim-Vaernes liegt, und von dort entlang der Europastraße E14 auf dem Weg Richtung Schweden einen von vielen auf der Karte eingezeichneten Campingplätzen anzusteuern. Dieses Vorhaben erweist sich jedoch als nicht wirklich einfach. Der erste Campingplatz ist schlicht und einfach nicht vorhanden, der zweite Platz entpuppt sich als längst aufgegebener Asia-Imbiss. Platz Nummer drei hat bereits Winterpause, weitere Plätze haben ebenfalls geschlossen oder existierten schlichtweg nicht.
Um 21:30 Uhr passieren wir bereits in völliger Dunkelheit die norwegisch-schwedische Grenze, obwohl wir noch eine Menge norwegischer Kronen haben, mit denen wir den Campingplatz bezahlen wollten.
Wir fahren noch eine gute Stunde durch die schwedische Nacht, bis wir im Wintersportort Duved endlich einen geöffneten Campingplatz finden, auf dem wir die Nacht verbringen.