Skandinavien 2014 – Teil 1 (DK) (N) Dänemark & Norwegen

Prolog

Was macht ein Eishockey-Fan mit Flugangst, wenn seine Mannschaft an der Champions-League teilnimmt und 1.600km entfernt in Lappland spielt? Richtig, er schnappt sich drei Leidensgenossen und seinen Bulli und fährt hin. Aber der Reihe nach:

Unverkennbar: Der Hamburger Fan-Bulli

Unverkennbar: Der Hamburger Fan-Bulli

Das DEL-Eishockeyteam der Hamburg Freezers hatte sich durch den ersten Tabellenplatz am Ende der Spielzeit 2013/14 für die Teilnahme an der erstmals ausgetragenen Champions Hockey League qualifiziert. Im Losverfahren wurden den Hamburger Kufencracks die Teams „Luleå HF“ (Nordschweden), „Lukko Rauma“ (Finnland) und „Nottingham Panthers“ (England) zugelost.

Eishockeyfans sind in vielerlei Hinsicht etwas positiv bekloppt, und so wurde aus einem Scherz unter Hamburger Fans auf einem Fantreffen im Sommer ein Plan, welcher regelrecht danach schrie, in die Tat umgesetzt zu werden: Wir fahren auswärts.

Der Plan sah folgendermaßen aus: Am Wochenende 29./30.08.2014 nahmen die Hamburg Freezers am Bryggeriet Vestfyen Cup im dänischen Odense teil, welches auf dem Weg gen Norden liegt. Am Freitag darauf war das Spiel in Luleå und am Sonntag dann in Rauma. Also genügend Zeit, um von Süddänemark nach Nordschweden zu reisen, und die knapp 1.000km von Luleå nach Rauma würden sich auch innerhalb von zwei Tagen bewerkstelligen lassen.

Die Route war schnell gefunden: Es sollte von Dänemark über Norwegen nach Nordschweden gehen, dann weiter entlang der Küstenstraße nach Rauma und letztendlich mit der Fähre von Finnland zurück nach Stockholm und weiter über Sjælland wieder nach Hamburg. 13 Tage, mehr Urlaub gab es nicht.

Das Abenteuer beginnt

Freitag, 29.08.2014

Bei einer knapp 5.000km langen Reise macht sich kurz vorher doch etwas Hektik breit: Wer besorgt was zu essen, wie viel Gepäck können vier Leute in einem Bulli mitnehmen, sollten lieber nur zwei Leute im Bulli schlafen und zwei ein Zelt mitnehmen, haben wir die Fährtickets eingepackt, Reiseführer, Landkarten, ich muss mal.

Um 15:00 Uhr ist es dann soweit, das Didimobil sammelt nach und nach alle vier Mitfahrer ein und um 16 Uhr befinden wir uns auf der Autobahn Richtung Norden. Ein straffer Zeitplan, soll das erste Eishockeyspiel doch bereits um 20 Uhr im 300km entfernten Odense starten.

Grenze Deutschland - Dänemark, A7

Grenze Deutschland – Dänemark, A7

Gegen halb sieben überqueren wir die Grenze nach Dänemark, kurz nach 20 Uhr erreichen wir den Campingplatz in Odense. Zum Glück für uns ist die Eismaschine in der örtlichen Eishalle defekt, sodass sich der Anpfiff um einige Zeit nach hinten verschieben wird. Also schnell das Didimobil abstellen, das Zelt aufbauen und ganz ohne Dänischkenntnisse ein Taxi rufen, sodass wir tatsächlich pünktlich zum Anpfiff der Partie in der Vestfynen Arena ankommen.

Bryggeriet Vestfyen Cup, Odense

Samstag, 30.08.2014

Den Samstag widmen wir ganz dem Eishockeysport. Es wird geklönt, getrunken, angefeuert, gefeiert, weitergetrunken, gepöbelt, sich wieder lieb gehabt und am Ende ist alles eine riesengroße Eishockeyparty.

Der frühe Vogel, oder: Norwegen, here we come!

Sonntag, 31.08.2014

5:30 Uhr, welch unchristliche Uhrzeit, um unsanft von seinem Wecker aus den Träumen geholt zu werden. Draußen ist es noch dunkel und neblig, die Luft ist feucht. Aber um 11:30 fährt die Fähre von Hirtshals. Wenn wir die verpassen, können wir die Reise an dieser Stelle abbrechen. Sechs Stunden für 350 km sollte aber auch für das Didimobil eine durchaus schaffbare Zeit sein.

Morgens um halb 6 in Dänemark

Morgens um halb 6 in Dänemark

Am gestrigen Tag hatten wir das Didimobil bereits vor die Schranke des Campingplatzes gestellt, da diese erst um 7 geöffnet wird, wir jedoch schon eine Stunde früher losfahren wollen. Das Zelt blieb auf unserem ursprünglichen Platz, sodass wir dieses heute morgen noch 200m zum Auto schleppen und verstauen müssen.

Morgennebel an der "Ny Lillebaeltsbro"

Morgennebel an der „Ny Lillebaeltsbro“

Dann geht es los, weiter Richtung Norden. Der Morgennebel lichtet sich langsam, das Fahren auf der leeren dänischen Autobahn ist angenehm und meine drei Mitfahrer schlummern alsbald einfach weiter. Gegen 10:30 erreichen wir den Hafen von Hirtshals, hier wird das Didimobil noch einmal randvoll mit Diesel gefüllt, denn im Vergleich zu Norwegen sind die dänischen Spritpreise mehr als human.

Noch ein Didimobil

Noch ein Didimobil

Der Check-In geht reibungslos vonstatten; der Warteraum besteht aus einem geheizten Container mit zwei Sitzbänken und einem Kaffee-Automaten. Als gegen 11:00 das Boarding beginnt, finden wir uns plötzlich vor dem falschen Auto wieder. Da steht doch zwei Autos hinter uns noch ein Didimobil, ebenfalls weiß und ebenfalls mit Hochdach. Wie der Zufall es will, sollen wir uns später noch einmal wiedertreffen.

Schnellfähren über den Skagerrak

Schnellfähren über den Skagerrak

Die Fähre selbst ist eine der modernen „Schnellfähren“, die Fahrzeit für die etwa 120km zwischen Hirtshals und Kristiansand beträgt somit nur knapp zweieinhalb Stunden. Im Inneren ähnelt das Schiff eher einem überdimensionalen Flugzeug, allerdings mit Caféteria und Duty-Free-Shop.

Fast wie im Flugzeug: Das Innere der Schnellfähre

Fast wie im Flugzeug: Das Innere der Schnellfähre

Das Wetter will nicht so richtig besser werden, je dichter wir der norwegischen Küste kommen, desto dunkler wird es, bis es pünktlich zu unserer Ankunft fürchterlich zu gießen anfängt. Als waschechte Hamburger sind wir so ein Wetter natürlich gewohnt und lassen uns nicht entmutigen. Über gut ausgebaute norwegische Landstraßen geht es weiter von Kristiansand nach Norden, immer der Straße mit der Nummer 9 folgend.

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Norwegische Straße, abseits der großen Hauptstraße

Am Reiårsfossen, einem beeindruckenden Wasserfall, machen wir eine von vielen kleinen Pausen. Hinter jeder Ecke lauert in Norwegen Landschaft, die viel zu schade ist um einfach schnell daran vorbei zu fahren.

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Reiårsfossen

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Entlang der RV 9

Der Riksvei 9 gewinnt auf dem Weg von Kristiansand an der Küste nach Haukeli stetig an Höhe, bis nach etwa 220km kurz hinter dem Wintersportort Hovden mit über 900 Höhenmetern der höchste Punkt entlang der Route erreicht wird. Hier finden wir an der Hovden Fjellstoge einen halb verlassenen Campingplatz, der unser Quartier für die Nacht werden soll.

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Campingplatz

Wir sind die einzigen Gäste weit und breit; ob die abenteuerlichen Stromanschlüsse ein Grund dafür sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Zum Abendessen gibt es lecker Gegrilltes und alsbald ziehen wir uns aufgrund immer kühler werdender Temperaturen ins Didimobil zurück.